Grand Ole Opry, 1960

AP/Perry Aycock

Radiokolleg

Ein Jahrhundert Kulturbeschleuniger Radio (1)

Radiowellen kreuzen Klassengrenzen

Das Medium Radio hat die Musik der letzten hundert Jahre nicht nur übertragen, sondern ihre Entwicklung entscheidend mitgeprägt. Von Live-Übertragungen aus den Konzerthäusern der Metropolen und den Scheunen der Provinz, über streikende Musiker*innen bis zur Pop-Revolution der Piratensender. Als technologische Supermacht im Namen von Kapitalismus, Regierungen und öffentlichem Recht: Die Musik, die wir heute hören, und wie wir sie hören, ist mit der Geschichte des Mediums Radio untrennbar verbunden. Ein historischer Rundblick zum 100. Jubiläum des Rundfunks als Beschleuniger und Multiplikator musikalischer Massenphänomene.

Nur fünf Jahre nach ihrer Gründung übernimmt die British Broadcasting Corporation (BBC) 1927 die Produktion der "Proms", eines im 19. Jahrhundert mit dem Ziel der Popularisierung klassischer Musik gegründeten Londoner Musikfestivals. Die Radioübertragung potenziert die Wirkung dieser Mission bis zum heutigen Tag mit ihren jährlichen Übertragungen aus der Royal Albert Hall. 1930 gründet die BBC ihr eigenes Radiosymphonieorchester, eine international - auch in Österreich - von Rundfunkanstalten nachgeahmte Institution.
Gleichzeitig wird in den ländlichen USA jene Country- und Bluegrass-Musik, die bisher nur in der Provinz zu hören war, über die Radiowellen in die Welt hinausgetragen. 1925 wird aus Nashville, Tennessee, der erste WSM Barn Dance übertragen, zwei Jahre später erhält er seinen bis heute geführten Namen: Grand Ole Opry.
Beides Beispiele dafür, wie die Technologie Radio von Anfang an geographische und Klassengrenzen des Musikkonsums aufgehoben hat.

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