Apropos Klassik

Josef Krips - der Konzertdirigent

Unbekannte Seiten des historisch bedeutsamen Musikers aus Wien.

Die Vita von Josef Krips hat sich etwa so tradiert: Der gebürtige Wiener war im April 1945 da, als einzig "Unbelasteter" das Wiener Musikleben mehr oder weniger im Alleingang im Trümmerumfeld wieder in Gang zu bringen, in Konzert und Oper. Spät im Leben kehrte er zurück, für Ausgewähltes an der Staatsoper, zu den Wiener Symphonikern. Ein Enthusiast vom Naturell her, "Ohne Liebe kann man keine Musik machen" seine Devise. - Alles korrekt, aber enorm viele Leerstellen.

Ausgeblendet bleibt die nennenswerte Karriere von Josef Krips in Deutschland und Österreich vor 1938, ausgeblendet bleibt seine U-Boot-Existenz in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs, und ebenso die (wie auch immer argumentativ unterfütterte) De-facto-"Entfernung" von Krips von den hiesigen Schaltstellen rund um 1950. Lebensweisheit besagt, dass sich an derlei biografischen Tiefpunkten neue Türen öffnen. Auch bei Josef Krips war das der Fall.

Er konnte sowohl in Großbritannien als auch in den USA als (nun primär) symphonischer Dirigent Fuß fassen, und bald setzte - was sich in Wien nur angedeutet hatte - eine Schallplattenkarriere ein, die in Etappen die weitere Entwicklung des Interpreten Krips schön nachzeichnete. Kulminationspunkt: eine Serie von Einspielungen der mittleren und späten Symphonien Wolfgang Amadeus Mozarts mit dem Concertgebouw Orchester Amsterdam in den 1970er Jahren, kurz vor Josef Krips' Tod. "Originalklang"-Ästhetik ist da noch weit, aber dennoch wird ein Anti-Statement zur alabasternen Härte von Karl Böhms kontemporärer Mozart-Symphonien-Komplettaufnahme in Berlin gesetzt. Zum 50. Todestag des 1902 geborenen Dirigenten ist sein Plattenerbe umfassend reediert worden: eine Fundgrube.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel