Bernhard Dechant

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Gedanken

Bernhard Dechant - Abgrund Alkohol

Anhand von Oskar Werners Schicksal und eigener Erfahrungen macht sich der Schauspieler und Regisseur Bernhard Dechant Gedanken über die verhängnisvolle Volksdroge Alkohol.

Kein Fallschirm und kein Rettungsboot. Und schon gar kein Sanitäter in der Not. Es ist viel mehr ein mit fatalen Absturzgefahren aller Art dicht gespickter, schmaler Grat zwischen einem vermeintlich großen Trinker, der - so Oskar Werner - am "Tisch der Götter" sitzen durfte, und den erbärmlichen Abgründen eines kleinen Alkoholikers.

Am 23. Oktober jährt sich der Todestag der Theaterlegende zum 40. Mal. In seiner eindringlichen Hommage mit dem unheilvoll wegweisenden Titel "Kompromisslos in die Wiedergeburt" destilliert der Schauspieler und Regisseur Bernhard Dechant aus der Biografie Oskar Werners und den Tiefpunkten seines eigenen Lebens eine erbarmungslose Auseinandersetzung mit der Volksdroge Alkohol: eine vorsätzliche, fürchterliche Entgleisung über ein Suchtmittel, dessen Akzeptanz und Verharmlosung prägende Bestandteile unserer sogenannten Leitkultur sind. Die vielbesungene Weinseligkeit beim Heurigen zählt ja in Österreich ebenso zur unverzichtbaren Folklore wie ausgiebige Après-Ski-Exzesse oder feuchtfröhliche Bierzeltfeste, bei denen maßvoller Alkoholgenuss in 1-Liter-Gebinden gemessen wird.

Auch wenn der als problematisch kategorisierte Konsum hierzulande tendenziell leicht rückläufig ist, liegt der Bevölkerungsanteil jener, die ein gesundheitsgefährdendes Trinkverhalten pflegen, noch immer bei 15%. Wobei auffällig ist, dass der Anteil der Männer fast doppelt so hoch ist, wie jener der Frauen. Im weltweiten Vergleich liegt Österreich damit als "Hochkonsumland" im absoluten Spitzenfeld.

In den nüchternen Gedanken von Bernhard Dechant geht es nicht nur um die Salonfähigkeit des Alkoholmissbrauchs, sondern auch um die Wechselwirkungen von Genialität und Sucht - am Bespiel des Mythos und der Realität von Oskar Werner. Welche charakterlichen Dispositionen, beruflichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen leisten der verheerende Steilfahrt in den Abgrund Vorschub?

Unter der Regie von Sophie Resch und mit musikalischer Unterstützung des Akkordeonisten Stefan Sterzinger erntete der vielfach ausgezeichnete Schauspieler und Regisseur Bernhard Dechant (u.a. für "Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene" und "Traiskirchen. Das Musical") für seine derzeit wieder in Wien im "Spitzer im Odeon" aufgeführten Oskar-Werner-Performance viel Lob: "Der Reiz dieses Theaterabends", so Margarete Affenzeller im Standard, "liegt in der vollkommen mode- und trendfreien Gestaltung, vor allem aber in der Nachdrücklichkeit des leidenschaftlichen Anliegens Bernhard Dechants." Und Martin Pesl bilanzierte im Falter: "Dechants Spiel ist der reine Wahnsinn."

Service

"Oskar Werner - Kompromisslos in die Wiedergeburt"
Bernhard Dechant: Spiel, Text, Regie
Sophie Resch: Text, Regie
Stefan Sterzinger: Musik

Spitzer im Odeon, 1020 Wien, Taborstraße 10
Vorstellungen am 10. 11. 17., 18. & 19. Oktober / 6. 7., 18., 19. & 20. November / 17. & 18. Dezember

Sendereihe

Gestaltung