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Carla Bley - Die sanfte Subversive (1)

Die Ideengeneratorin

Am 17. Oktober jährt sich der Todestag der US-amerikanischen Komponistin und Pianistin Carla Bley, die ohne Zweifel die bedeutendste Musikerin des modernen Jazz war. Obwohl sie in der harschen Avantgarde der Sixties sozialisiert wurde, war ihr Stil melodischer, gefälliger und von einem gewissen Hang zum Schalk geprägt. Davon künden Plattentitel wie "Escalator over the Hill" oder "Musique mécanique". "Ihre Stücke konnten eine ätherische Schönheit verbreiten," hieß es in einem Nachruf im britischen "Guardian". "Manchmal trumpften sie auch mit subversiver Dreistigkeit auf. Aber immer waren sie von einer Grandeur gekennzeichnet, die nie ins Prätentiöse abglitt - eine Qualität, die auch ihr ökonomisches Klavierspiel charakterisierte."

Carla Bley, die als Lovella May Borg in Kalifornien geboren wurde, fädelte sich auf schräge Weise ins Jazzgeschehen ein: Sie begann als cigarette girl und Fotografin im Club Birdland, wo sie den Pianisten Paul Bley kennenlernte und bald darauf heiratete. Er war der erste, der ihre Talente erkannte und förderte: Auf seinem Album "Barrage" aus dem Jahr 1964 hat Carla Bley alle Stücke komponiert. Aber auch zahllose andere Jazz-Großmeister nahmen ihre Kompositionen auf und zementierten damit ihren Ruhm, noch bevor sie ein eigenes Album veröffentlicht hatte. Mit der seinerzeit auf drei LP's veröffentlichten 'Jazz-Oper' "Escalator over the Hill" war auch dies geschafft und von nun an gehörte Carla für Jahrzehnte zu den ganz großen Namen des Jazz, spielte in Permanenz auf den großen Festivals und brachte rund zwei Dutzend Alben heraus. Wo ihre Fähigkeiten lagen, hat sie selbst unmissverständlich klar gemacht: "Ich bin zu 99 Prozent Komponistin und zu einem Prozent Pianistin."

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  • Thomas Mießgang