Durch Regen zerstörtes Maisfeld

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Punkt eins

Erntedank ohne Ernte

Bilanzen und Perspektiven der Landwirtschaft nach einem Jahr der Wetterextreme. Gäste: Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen, Abgeordnete zum Nationalrat (ÖVP) & Priv.-Doz. Dr. Franz Sinabell, Agrarökonom, Forschungsgruppe "Klima-, Umwelt- und Ressourcenökonomie", Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Eva Hagl-Lechner hat alles verloren, berichtet die Bäuerin aus Tullnerfeld (NÖ). 1,3 Meter hoch stand das Wasser in den Häusern und im Stall. Ein Teil des Futters für die Rinder ist verschimmelt. Wie lange die verbliebenen Vorräte reichen werden, wird sich weisen. Dieses Jahr hätte Hagl-Lechner das fünfjährige Jubiläum ihres Hofladens mit angeschlossener Backstube gefeiert. Ein langjähriger Traum, den sie und ihr Mann sich erfüllt hatten, wurde innerhalb weniger Tage vom Hochwasser zerstört. In einer Region, wo die Landwirtinnen und Landwirte bisher eher mit zu wenig Wasser zu kämpfen hatten, als mit zu viel. Einige Felder sind nach wie vor überschwemmt.

Oktober ist eigentlich die Zeit des Erntedanks. Dazu gehören kunstvoll gestaltete Erntekronen, die Segnung von Erntegaben wie Brot, Feld- und Gartenfrüchten und ein Fest für die gesamte Gemeinde. Nach einem Jahr der Wetterextreme ist vielen Landwirtinnen und Landwirten, speziell im Osten Österreichs, wenig zum Feiern zumute. Der Jahresbeginn war der wärmste der Messgeschichte, gefolgt von einem Kälteeinbruch im April, der bei vielen Obstbäumen Frostschäden verursachte. Der Sommer wartete mit Starkregen, Hagel und Dürre auf. Im September folgte ein erneuter Kältebeinbruch mit Sturm und Schnee sowie verheerenden Überschwemmungen. Die Hagelversicherung schätzt den Gesamtschaden in der österreichischen Landwirtschaft auf 250 Millionen Euro.

"Die Landwirtschaft ist nicht nur vom Klimawandel betroffen, sondern trägt auch zum Ausstoß von Treibhausgasemissionen bei", sagt Franz Sinabell, Agrarökonom beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Strategien zur Anpassung und zur Vermeidung von Schäden sind für die Existenzsicherung der Betriebe und nicht zuletzt zur Wahrung der Ernährungssicherheit gefordert. Bereits seit einigen Jahren stellen sich landwirtschaftliche Betriebe um. Sie investieren in moderne Anlagen, arbeiten mit neuen Sorten, verlagern ihre Produktions-Schwerpunkte oder erschließen neue Einkommensquellen.

Eine besondere Rolle nehmen dabei die Bäuerinnen und Landfrauen ein. Sie sind Hofmanagerinnen, Unternehmerinnen und Netzwerkerinnen. "In ihrem Engagement steckt viel Potenzial für Innovationen", betont Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen und Abgeordnete zum Nationalrat für die Österreichische Volkspartei (ÖVP).

Wie kann dieses Potenzial gefördert werden? Welche Perspektiven hat die Landwirtschaft angesichts der zunehmenden Herausforderungen? Welche Unterstützung brauchen die Betriebe?

Irene Neumann-Hartberger und Franz Sinabell sprechen als Gäste von Marina Wetzlmaier über Entwicklungen, Strategien und mögliche Lösungen für die österreichische Landwirtschaft. Zu den beiden Studiogästen kommen Erfahrungsberichte aus der Steiermark und dem Tullnerfeld dazu sowie eine Bilanz eines österreichweiten Rundrufs - und natürlich Ihre Fragen, Anregungen und Erfahrungen unter 0800 22 69 79 (kostenfrei aus ganz Österreich) oder schriftlich per E-Mail an punkteins(at)orf.at

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