Radiogeschichten
Die Monstrosität des Krieges
"Das Pferd" von Claude Simon. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Es liest Till Firit.
17. Oktober 2024, 11:05
Ein französisches Dragonerregiment verbringt die Nacht in einer Scheune, es befindet sich knapp vor der Westfront in Flandern. Der Ich-Erzähler und sein jüdischer Kamerad Maurice kommentieren in dieser dunklen Regennacht mit viel Sarkasmus die Monstrosität, die sie umgibt, und beobachten die Agonie eines malträtierten Armeepferdes. In seinen trüben, schicksalergebenen Augen spiegelt sich ihr eigener Tod und die Grausamkeit des Krieges.
Claude Simon, 1913-2005, Repräsentant des Nouveau roman, veröffentlicht 1958 am Beginn seiner Schriftstellerkarriere, die 1985 im Literaturnobelpreis gipfelt, die Erzählung "Das Pferd". Der 42 Seiten lange Text nimmt viele Motive vorweg, die sich in Simons Romanwerk finden: 1960 etwa in seinem Antikriegsroman "Die Straße in Flandern", 1981 in "Georgica". Posthum ist "Das Pferd" 2017 erstmals auf Deutsch erschienen.
Service
Claude Simon, "Das Pferd." Mit einem Nachwort von Mireille Calle-Gruber. Übersetzt aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Berenberg Verlag, 2017