Sonja Danner über Geschichten von früher

21. Oktober 2024, 06:57

Ich kenne das gut, wenn mir jemand von früher erzählt und Geschichten lebendig werden lässt vor mir. Wenn diesen Geschichten oder Menschen aus der Vergangenheit durch die Erinnerung quasi ein zweites Leben eingehaucht wird.

Die Augen beginnen zu glänzen, manchmal aus reinem Glück, freudig, lächelnd, manchmal, weil man den Tränen nahe ist. Immer aber, weil es eine Erinnerung ist, die bewegt, die vielleicht durch dunkle Tage trägt. Vielleicht ist es aber auch eine schmerzliche Erinnerung, die erzählt werden muss, in der Hoffnung, dass der Schmerz einen aufmerksamen Zuhörer, eine mitfühlende Zuhörerin findet und damit ein bisschen kleiner wird.

Ernst Hauschka, ein deutscher Lyriker, der 2012 verstorben ist, hat dazu so schön gesagt: "Manchmal kann man die Vergangenheit mit den Sinnen festhalten. Die eine riecht nach wohltuender Erinnerung, die andere stinkt zum Himmel."

Es gibt Erinnerungen, die teile ich am liebsten mit Menschen, die Teil der erlebten Geschichten sind. Jeder oder jede von uns legt ein Stück dazu. Manches davon fühlt sich an, als würden wir von zwei unterschiedlichen Ereignissen reden, so verschieden haben wir sie wahrgenommen und abgespeichert. Jeder und jede von uns erinnert sich nur daran, was jeweils für uns wichtig war. Zusammengelegt ergeben die Teile ein schönes Ganzes.

Manche Erinnerungen teile ich mit Menschen, die nicht Teil dieser Erinnerung sind, weil mir ihre Außenansicht hilft, Vergangenes besser einordnen zu können oder um meinen Blick darauf zu überdenken. Und dann sind da noch die Erinnerungen, die nur mir gehören, die ich hüte - fast wie einen Schatz - warum auch immer. Vielleicht schreibe ich sie einmal nieder für meine Kinder.

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