Sonja Danner über Gedächtnis

23. Oktober 2024, 06:57

Heute möchte ich mit einem Spruch von Thomas von Aquin in den Tag starten: "Im Menschen ist nicht alles Gedächtnis, sondern Erinnerung." Dennoch gibt es für das Gedächtnis viele verschiedene Formen, für die wir Bezeichnungen haben.

Wir kennen das Ultrakurzgedächtnis, z.B. unserer Kinder, nachdem wir sie daran erinnert haben, ihre Zimmer aufzuräumen, das Kurzzeitgedächtnis oder Arbeitsgedächtnis, um sich schnell eine Telefonnummer aufzuschreiben, die man gerade bekommen hat, oder das Langzeitgedächtnis, wenn es um Inhalte geht, die lange zurückliegen.

Das Langzeitgedächtnis unterteilt sich wiederum in ein explizites und implizites. Das explizite spaltet sich mit zwei Unterteilungen in ein episodisches, z.B. die Erinnerung an den 1. Schultag und ein semantisches, z.B. die Bedeutung des Begriffs Staat kennen. Das prozedurale Gedächtnis meint, z.B. Gitarre spielen. Alles, was ich jetzt genannt habe, im Gedächtnis zu behalten, das ist fast nicht möglich. Leichter wäre es wahrscheinlich, sich daran zu erinnern, wenn wir in einem gemütlichen Kaffeehaus gesessen wären und über das Gedächtnis gesprochen hätten. Sich zu erinnern an die Theorien, über die wir gesprochen haben, und wie es dort gerochen hat, wie die Stimmung war und vieles mehr.

Derselbe Geruch zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort würde später an unseren Kaffeehausbesuch erinnern. Unsere Sinne speichern die Erinnerung, man sagt auch: Unser Körper hat ein Gedächtnis, in das unsere Erfahrungen quasi eingeschrieben sind. Das gilt für Positives wie auch für Negatives. Das eine beflügelt uns, während uns das andere blockiert. Traumatische Erfahrungen können über viele Jahrzehnte in unserem Körper überdauern, wenn wir uns damit nicht auseinandersetzen. Bei jedem Türknallen zuckt man zusammen, wenn damit eine Gewalterfahrung verbunden ist. Die Erinnerung daran holt uns ein.

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