"Dann mache ich Euch den Taugenichts!"

28. Oktober 2024, 13:00

"Meine Mutter putzt Toiletten, mein Vater ist abgehauen, die Gesellschaft traut mir nichts zu. Die Initiative, die ich zeige, um vom Fleck zu kommen, wird zurückgewiesen. Dann soll es so sein", schreibt der deutsche Journalist Olivier David in seinem neuen Buch "Von der namenlosen Menge. Über Klasse, Wut & Einsamkeit".

Der frühere Lagerarbeiter und Gelegenheitsjobber thematisiert das Verstummen und den Rückzug "seiner Leute", wie er das Umfeld nennt, in dem er groß geworden ist. Sie alle, seine Familie und Freunde, hätten es mit dem "unversöhnlichen Blick" der Besser-Gestellten zu tun. So würden sich Wut und Verweigerung entwickeln, ein Sich-Ausgliedern von fast allem und nicht selten ein großes Maß an Politikverdrossenheit und Verschwörungsglauben, schildert David. Man war gegen die Ausbildung zum Koch ebenso wie gegen "den Staat", den man "immer nur dann zu spüren bekam, wenn es um das Abbezahlen von Verfahren und um Kürzungen des Arbeitslosengeldes ging."

Während der Autor versucht, sich beim Schreiben seiner selbst als Mitglied der "unteren Klasse" näher zu kommen, fragt er sich, wie Solidarität entsteht, wo die Geschichten der "armen Leute" zu lesen sind und wie die, die körperliche Arbeit erschöpft, politisch werden könnten.

Wie unsichtbar sind Menschen, die nicht zur "Mitte" der Gesellschaft gezählt werden, sondern zu denen, die "darunter" oder "am Rand" zu stehen scheinen? Was bewirkt das für die Betroffenen und was für die anderen, die sich ihnen nicht zugehörig fühlen oder sich von ihnen abgrenzen? Wie sehr führen Wut und Einsamkeit benachteiligter Menschen zur Verbitterung und dem sogenannten "Volkszorn", von dem in sämtlichen Demokratien in letzter Zeit oft die Rede ist?

Andrea Hauer spricht mit Olivier David und mit Ihnen. Rufen Sie uns an und diskutieren Sie mit - unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Service

Olivier David: Von der namenlosen Menge. Über Klasse, Wut & Einsamkeit". Haymon Verlag, 2024.

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Andrea Hauer