Spielräume

Zopf ab!

Musik aus allen Richtungen mit Johann Kneihs. Ana Lua und Antonis Antoniou: Aufbruch in die Tradition

Die junge Musikerin Ana Lua Caiano aus Portugal hat zuletzt aufhorchen lassen und macht auch visuell ein Statement: Das Coverfoto ihres Debütalbums "Vou ficar neste quadrado" zeigt sie mit meterlangen Zöpfen; sie verbinden ihren Kopf mit etwas, das sich links und rechts außerhalb des Blickfelds befindet. Ein Bild mit Symbolwert: Tradition wird nicht abgeschnitten, sondern, im Gegenteil, weitergeflochten in ungeahnte Richtungen, an noch ungesehene Orte.

In der Zurückgezogenheit der Pandemie, als Auftritte mit ihrer Band nicht möglich waren, hat Ana Lua das Potenzial elektronischer Sounds und Beats entdeckt und sie mit portugiesischer Volksmusik verschmolzen, die sie als Kind gehört und osmotisch in sich aufgenommen habe, wie sie aktuell in Interviews erzählt, etwa in der heurigen Mai-Ausgabe des britischen Magazins The Wire.

Auf Zypern lebt Antonis Antoniou. Mit den Bands Monsieur Doumani und Trio Tekke hat auch er neue Wege gefunden, traditionelle Musik für die Gegenwart fruchtbar zu machen - die zyprische und griechische Volksmusik, gegen die er als Jugendlicher rebelliert und zu der er erst auf dem Umweg eines Jazzstudiums zurückgefunden hat. Nach zwei experimentellen Soloalben geht er jetzt den umgekehrten Weg zurück zum Spiel mit Musikern, also Menschen, die einbringen, was Maschinen nicht können: Persönlichkeit und Individualität, wie zum Beispiel in winzigen Abweichungen vom "perfekten" Rhythmus.

"Zopf ab!" heißt bei beiden also so viel wie: "Zug ab!" oder "Post ab!", und das zeigt sich auch in den Reaktionen: Ana Lua war für den Music Moves Europe Award 2024 nominiert, Antonis Antonious aktuelles Album "Buzz' Ayazz" steht derzeit auf Nummer 1 der World Music Charts Europe, der Bestenliste europäischer Radiojournalist:innen.

Ana Lua tritt am 6. November im Radiokulturhaus in Wien und am 9. November in Ljubljana/Laibach auf.

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