Helga und das Dienen

30. Oktober 2024, 06:57

"Was will ich? Dienen will ich. Wem will ich dienen? Dem Herrn Jesus in Seinen Elenden und Armen. Und was ist mein Lohn? Ich diene weder um Lohn noch um Dank, sondern aus Dank und Liebe; mein Lohn ist, dass ich darf."

Der Leitspruch der Diakonissen. Eine Haltung, die das Leben von Helga Sikora geprägt hat. Im Juni ist sie im Alter von 87 Jahren verstorben. Mit ihrem Tod geht eine Ära zu Ende. Schwester Helga Sikora war die letzte in der Reihe von sieben Oberinnen der Diakonissen seit der Gründung dieser evangelischen Schwesternschaft im oberösterreichischen Gallneukirchen im Jahr 1877. Diakonissen sind Frauen, die ehelos in sogenannten Mutterhäusern leben und in Sozial- und Pflegeberufen tätig sind.

Dass Dienst am Nächsten zu leisten etwas ist, das man darf, klingt fremd. Was "dienen dürfen" heißen kann, zeigt Schwester Helgas Biografie. Nach Abschluss der Pflichtschule sollte sie eigentlich in einer Fabrik arbeiten. Auf Empfehlung der Diakonisse Mitzi Hubmer schaut sie sich das Diakonissen-Mutterhaus in Gallneukirchen an. Und will auch Diakonisse werden. Doch der Vater erlaubt es nicht. Die 18-Jährige findet einen Weg. "Von 1955-1958 besuchte ich die Krankenpflegeschule", erzählt Schwester Helga. "Danach war ich 21 Jahre alt und volljährig. Jetzt konnte ich selber entscheiden."

Typisch Diakonissen, denke ich mir: Frauenemanzipation und Dienst am Nächsten verbinden. Die Arbeits- und Lebensgemeinschaft bot Frauen aus einfachen Verhältnissen die Möglichkeit, außerhäuslich, unabhängig von Vater und Ehemann, tätig zu sein. Diakonissen absolvierten eine solide Ausbildung und etablierten Krankenpflege und soziale Arbeit als eigenständiges Berufsbild. Ihre Botschaft lebt weiter: Selbstbestimmt leben und für andere da sein - das passt zusammen. Das stiftet Sinn und erfüllt mit dankbarer Freude.

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