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Gedanken für den Tag
Paradies verloren
Brigitte Schwens-Harrant, Literaturwissenschaftlerin und Feuilletonchefin der "Furche", zum 350. Todestag von John Milton
4. November 2024, 06:57
Sein Versepos ging in die Kulturgeschichte ein, es beeinflusste die Kunst und Literatur von Jahrhunderten und es zieht seine Spuren durch Filme und Musik bis in die Gegenwart. Als ein Beispiel sei nur der Film "Im Auftrag des Teufels" aus dem Jahr 1997 genannt.
So bekannt das Werk und sein Titel aber auch ist: Man trifft im deutschsprachigen Raum selten jemanden, der es jemals ganz gelesen hat. Ich spreche vom Epos "Das verlorene Paradies", geschrieben von John Milton. Das zunächst in zehn, dann in zwölf Büchern erschienene Epos umfasst Tausende von Versen. Die Lektüre wird einem nicht einfach gemacht, und das wird wohl auch 1667 so gewesen sein, in jenem Jahr, als dieses Werk erschienen ist. Kein Reim ist da zu finden, stattdessen ein komplizierter Satzbau und Zeilensprünge.
Viele Jahrzehnte lang plante John Milton ein gewaltiges Epos zu schreiben, nach dem Vorbild antiker Epen und mit einem Helden wie einst Odysseus oder Aeneas. Mit der Antike kannte sich der am 9. Dezember 1608 in London geborene englische Dichter aus. Er las Homer und Vergil, um seinen Stil zu üben, und zog sich nach seiner Schul- und Studienzeit in London und Cambridge auf den Familiensitz zurück. Dort studierte er die klassische Literatur und schrieb Gedichte in englischer, lateinischer, griechischer und italienischer Sprache.
Als Sohn eines wohlhabenden Vaters war ihm diese jahrelange Bildungszeit möglich, auch eine Reise nach Italien. Bei dieser traf er unter anderem den von der Inquisition überwachten Gelehrten Galileo Galilei. Als sich in London die politischen Verhältnisse zuspitzten und Bürgerkrieg drohte, trat Milton die Heimreise an, um sich von nun an politisch schreibend einzumischen: für ein Parlament und gegen den König.
Service
John Milton, "Das verlorene Paradies", Reclam
"John Milton: Paradies verloren", erzählt, übersetzt, kommentiert von Rolf Schönlau. Friedenauer Presse 2024
Stephen Greenblatt, "Die Geschichte von Adam und Eva. Der mächtigste Mythos der Menschheit", Siedler 2018
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Trevor Morris
Titel: The Tudors Main Title Theme
Ausführende: Trevor Morris/T.J. Lingren/Kaz Boyle
Länge: 01:33 min
Label: 2007 TM Productions Limited/FA Tudors Inc.