APA/GEORG HOCHMUTH
Live aus dem Wiener Odeon
Österreichischer Buchpreis 2024 an Reinhard Kaiser-Mühlecker
Der 41-jährige Oberösterreicher Reinhard Kaiser-Mühlecker ist am Montagabend im Wiener Odeon Theater für seinen Roman "Brennende Felder" mit dem Österreichischen Buchpreis 2024 ausgezeichnet worden. Die zum neunten Mal vergebene Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert. Der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis wurde der in Wien lebenden Deutschen Frieda Paris (38) für ihr Langgedicht "Nachwasser" zugesprochen.
18. November 2024, 19:30
Kaiser-Mühlecker, der den Bauernhof seiner Eltern übernommen hat, führt in seinem im S. Fischer Verlag erschienenen Buch Figuren und Motive früherer Romane weiter. Seiner Protagonistin Luisa Fischer, die zwei im Ausland lebende Kinder aus früheren Partnerschaften hat, ist man so wie ihren beiden Brüdern und dem Bauernfunktionär Ferdinand Goldberger, mit dem sie zusammenzieht, bereits begegnet. In "Brennende Felder" fügt der Autor zu seinen immer wiederkehrenden Themen wie Vorurteilen und Benachteiligungen, Reichtum und Armut sowie die Aufarbeitung der NS-Zeit noch ein literarisches Moment hinzu: Luisa Fischer arbeitet an ihrem Debütroman.
"Luisa sucht intensiv nach den richtigen Worten, will sie doch als Schriftstellerin gesehen werden", heißt es in der Jurybegründung. "Im Gegensatz zu ihr schreibt Kaiser-Mühlecker verdichtet, einfach und knapp, in ruhigem Ton. Durch unerwartete Wendungen spielt er nicht nur mit seinen Figuren, sondern auch mit den Lesenden. So konstruiert und dekonstruiert er diese abgründige, kalte und düstere Welt immer wieder aufs Neue."
Seit Ausschreibungsbeginn haben die fünf Jurymitglieder insgesamt 110 belletristische, essayistische, lyrische und dramatische Werke gesichtet, die zwischen dem 11. Oktober 2023 und dem 9. Oktober 2024 erschienen sind.
Die Jury für den Österreichischen Buchpreis 2024 setzt sich zusammen aus Zita Bereuter (Ressortleiterin Literatur, FM4), Anke Bosse (Literaturwissenschaftlerin, Universität Klagenfurt), Nicole List (Buchhändlerin, Buchhandlung List), Johanna Öttl (Literaturprogramm, Alte Schmiede) und Judith von Sternburg (Literaturkritikerin und Redakteurin, Frankfurter Rundschau).
Nominiert waren weiters Romane von Katharina Winkler ("Siebenmeilenherz"), Valerie Fritsch ("Zitronen") und Elias Hirschl ("Content") sowie der lyrische Prosaband "Fischgrätentage" von Elke Laznia. Die fünfköpfige Jury hatte zudem eine Shortlist für den Debütpreis erstellt, auf der auch Verena Dolovais "Dorf ohne Franz" und Julia Josts Kärntner Anti-Heimatroman "Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht" standen.
Den Debütpreis holte sich aber die 1986 in Ulm geborene Frieda Paris, die seit 2010 in Wien lebt, wo sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Sprachkunst studierte. Ihr in der Edition Azur des Verlags Voland & Quist erschienener Text "Nachwasser" lässt einen an der Entstehung eines langen Gedichts teilhaben, bei dem Bezüge an "die große Wortmutter" Friederike Mayröcker immer wieder präsent sind.
Die Preisgala wurde von den Burgschauspielern Dorothee Hartinger und Philipp Hauß moderiert und von Kontrabassist Georg Breinschmid und Violinist Benjamin Schmid musikalisch begleitet. Im Vorjahr ging der Österreichische Buchpreis an Clemens J. Setz für seinen Roman "Monde vor der Landung", der Debütpreis an Arad Dabiri für "Drama".