Radiokolleg

100 Songs: Geschichte wird gemacht (1)

Barbara - Göttingen (Frankreich, 1966)

"100 Songs: Geschichte wird gemacht" erzählt, wie ikonische Songs bis heute nachhallen. Die siebte Staffel schaut von Frankreich aus nach Deutschland, von Schweden aus nach Südamerika, von München aus in die Zukunft und mit Rap in die Vergangenheit. Barbara trägt zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs singend zur europäischen Aussöhnung bei, Abba romantisieren lateinamerikanische Guerillas, Suzanne Vega wird zur Mutter des MP3 und Missy Elliott gibt Hip Hop ein Bewusstsein für die eigene Geschichte. Stefan Niederwieser und Robert Stadlober stellen ihnen die vier Songs vor.

Für die französische Sängerin Barbara stand es außer Frage, in Deutschland aufzutreten. 1964 hatte sie ihren ersten Vertrag unterschrieben, war jenseits des Rheins unbekannt und ihre jüdische Familie musste im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis flüchten. Der Direktor des jungen Theaters in Göttingen ließ nicht locker, Barbara sagte widerwillig zu, vor Ort stand wegen eines Streiks allerdings nur ein Pianino zur Verfügung, das die Sicht aufs Publikum versperrte. Eine Handvoll Studierender mussten den Flügel einer Nachbarin ins Theater tragen, das anschließende Konzert wurde zum Erfolg und der Aufenthalt verlängert. Am letzten Tag ihres Gastspiels trug Barbara den noch nicht fertigen Text von "Göttingen" vor, aus dem der tiefe Wunsch nach Aussöhnung von Frankreich und Deutschland spricht - und nicht der Wunsch nach Vergessen. Ein Jahr zuvor wurde der Elysee-Vertrag unterschrieben, das geächtete Deutschland betrat langsam wieder die Weltbühne. 1966 wurde "Göttingen" veröffentlicht und in Frankreich zum Hit. Später wurde Barbara zur Ehrenbürgerin der Stadt Göttingen, ihr gespenstisches Lied sang sie auch auf Deutsch ein. Und bis heute gilt "Göttingen" als Lied der deutsch-französischen Verständigung.

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  • Stefan Niederwieser