Begegnungszonen

21. November 2024, 06:57

Raum für Begegnung steht auf der Stofftasche eines jungen Mannes in der überfüllten Straßenbahn. Dicht gedrängt stehen die Menschen, die von der Arbeit oder vom naheliegenden Markt mit prall gefüllten Taschen nach Hause fahren im Türbereich.

Gleich werden mehr Leute hereindrängen, versuchen, ins Bahninnere vorzudringen oder sich hier beim Eingang zwischen die Fahrgäste quetschen. Viele überfallen nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht nur Engegefühle, sondern auch Ängste, die sie schon abgelegt zu haben glaubten. Mittendrin ein junger Mann im Gespräch mit einer jungen Frau, einer Studienkollegin, seiner Freundin, oder nur einer Bekannten, der er zufällig in der Straßenbahn begegnet ist. Wir kommen an einem Platz vorbei, wo sich eines der letzten Kinderfreibäder aus der Zeit des roten Wien befindet, als die Menschen in ihren Wohnungen so wenig Platz hatten wie wir heute in der vollen Straßenbahn.

Durch den Park führt ein Weg der Begegnung und am Rande der stark befahrenen Straße entstehen unter großem Lärm kleine Begegnungszonen. Junge Bäume, neue Pflasterung, Blumenbeete mit den Blühmischungen, die es in der ganzen Stadt zu sehen gibt. Sitzmöbel, alleinstehend oder zu zweit, mit der Lehne zur Straße. Werden hier Begegnungen stattfinden? Überall nur nicht hier, halte ich dem Schild trotzig entgegen und sogleich fallen mir die unmöglichsten Orte ein, an denen sich in meinem Leben schon Begegnungen ereigneten. Niemals stand dort ein Schild.

Und doch braucht es die Orte der Begegnung, die für alle, abseits des begegnungsarmen Konsumierens zugänglich sind, sage ich zu den Gästen auf meinen Stadtspaziergängen, wo wir miteinander der Stadt immer wieder neu begegnen.

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