David Weiss über die Zeitrechnung

3. Dezember 2024, 06:57

Die Vorweihnachtszeit ist geprägt durch Brauchtum wie Adventkranz und Adventkalender. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Zeit, auf Zeitmessung und Zeitrechnung. Die Weihnachtsgeschichte beginnt nach der Überlieferung des Evangelisten Lukas als "ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde … zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war".

Der Advent beginnt also in der Zeitrechnung des Imperium Romanum. Das Römische Reich und seine Staatsreligion, die mos maiorum, ist schließlich untergegangen. Jede neue Weltreligion führt eine eigene Zeitrechnung und versucht auf diese Weise, dem gesamten Kosmos den eigenen Stempel aufzudrücken.

Allein durch die Herrschaft über Zeit und Raum können Werte und Verhaltensweisen gemäß oder wider die Natur sein. Nur so können faktisch neutrale Dinge rein oder unrein sein. Der gregorianische Kalender, benannt nach einem Papst, hat den julianischen, benannt nach Julius Caesar, im so genannten weltweiten Westen abgelöst. Der Kalender Papst Gregors I. zählt die Jahre vor und nach Christi Geburt. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer und evangelischer Tradition am ersten Sonntag im Advent.

Die Französische Revolution versuchte vergebens, das System im Geist der Aufklärung zu ersetzen. Inzwischen gibt es säkulare Zeitrechnungen. Aber egal wie ich die Zeit messe, für Menschen wie mich, die in Österreich aufwachsen, ist der Advent der Kindheit die einzige Zeit des Lebens, die zu zäh fließt.

Aber auch im Strom des Konsumismus bis zum Geschenkeregen kann der Advent ein ruhiger Fluss aus bewussten Augenblicken und glücklichen Erinnerungen bleiben. Und vielleicht kann er uns so auch wieder daran erinnern, dass nach christlicher Tradition die zweite erlösende Ankunft des Gottessohnes noch zu erwarten ist.

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