Kleines Mädchen bläst eine Kerze auf dem Adventkranz aus.

APA/BARBARA GINDL

Gedanken für den Tag

David Weiss über Adventkalender

von David Weiss, Schriftsteller

Der Advent ist für Mädchen und Buben ein Geduldsspiel. Der Geduldsfaden soll gespannt sein, aber er darf nicht reißen. Dafür gibt es Methoden, die aus Kindertagen liebgewonnen oft älter erscheinen, als sie es tatsächlich sind.

Die verbreitetsten sind ursprünglich nicht katholisch wie für Österreich angenommen, sondern evangelisch. Die Tage bis Weihnachten werden immer schon gezählt. Strohhalme werden in eine Krippe gelegt, einer für jeden Tag bis Heiligabend, oder Kreidestriche an die Wand gemalt. Meist protestantische religiöse Familien hängen im Dezember 24 Bilder nach und nach an die Wand.

Die wohl früheste Form eines selbstgebastelten Adventkalenders stammt aus 1851. Die Evangelische Buchhandlung in Hamburg veröffentlicht 1902 eine Weihnachtsuhr für Kinder. 1920 kommen die ersten Adventkalender mit Türchen zum Öffnen auf den Markt. Während des Nationalsozialismus ersetzt eine Adventkerze vielerorts den Adventkalender, oder der Vorweihnachtskalender, der statt der Christnacht die Wintersonnenwende und anstelle christlicher Bilder völkische Motive, also Märchenfiguren und germanische Gottheiten, zeigt. Heute gibt es säkulare Adventkalender, zum Beispiel mit den Spielern des FC Bayern im Fanshop in München.

Den Adventkranz hat der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 erfunden, als Leiter eines Heims für Kinder und Jugendliche ohne Eltern, dem Rauhen Haus bei Hamburg. Der Adventkranz zeigt, wie lange sich die Waisenkinder noch bis Heiligabend gedulden müssen, und ist zunächst ein großes, hölzernes Rad mit 24 kleinen roten Kerzen für die Werktage und vier dicken weißen für die Sonntage. 1925 erobert der Adventkranz die katholischen Kirchen, der erste hängt mit Tannenreisig geschmückt in Köln, allerdings mit nur vier Kerzen, für jeden Adventsonntag eine.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Michael Praetorius
Album: Still, still, still
Titel: Es ist ein Ros entsprungen/instr.
Solist/Solistin: Dominikus Plaschg
Solist/Solistin: Julia Fenninger
Solist/Solistin: Jakob Nöhrer
Länge: 01:00 min
Label: Dominikus Plaschg Promo

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