David Weiss über weihnachtliche Symbole

5. Dezember 2024, 06:57

Wo stehe ich? Wo komme ich her? Wohin gehe ich? Keine Wurzeln reichen tiefer als die, die in der Kindheit wachsen. Kaum ein Festkreis im Jahr geht mehr unter die Haut als Advent und Heiliger Abend.

Die jährliche Erfahrung sowie die Statistik weisen für Österreich den Weihnachtsfestkreis als die ausgeprägteste Zeit für Feiern und Brauchtum aus. Laut einer Umfrage des ORF in Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur von 2001 halten 68 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher das Weihnachtsfest für das wichtigste Fest überhaupt und nur 12 Prozent das in der christlichen Theologie bedeutendere Osterfest, das an Tod und Auferstehung Jesu erinnert.

Das freudige Ereignis einer Geburt steht den Menschen näher als die traurige Erfahrung des Todes. Das wird sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert haben. Das als Kind positiv erlebte, wird als das allgemein Gültige empfunden. Vieles, was so als uralt und seit immer schon gebräuchlich erlebt wird, ist oft seit nur zwei oder drei Generationen üblich.

Der erlebte und mündlich tradierte historische Horizont reicht höchstens bis zu den eigenen Großeltern. In meinem Fall bin ich dann in der NS-Zeit und nicht in heidnischer Vorzeit. Die ursprünglichen christlichen Symbole für den Advent sind nicht Adventkranz oder Weihnachtsbaum, sondern feuchter Morgentau, ankommendes Schiff und leuchtender Stern. Der Stern ist noch immer allgegenwärtig. Wenn auch nicht bewusst als Führer der Weisen aus dem Morgenland zur Heiligen Familie im Stall in Betlehem.

Als Kaiser und Aufklärer Joseph II. im 18. Jahrhundert Krippen als religiösen Unfug verbieten will, kommt es zum Widerstand. Symbole und Gebräuche ändern sich mit den Lebensumständen und dem Zeitgeist. Im real existierenden Sozialismus kommt der rote Geschenkebringer und hat Schokoladenhohlfiguren mit. Und im Kapitalismus reitet Santa Claus auf dem hell erleuchteten Cola-LKW.

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