AFP/EMMANUEL DUNAND
Punkt eins
Der Wiederaufbau von Notre-Dame de Paris
Zur Eröffnung der Kathedrale: Wie die Mammutaufgabe nach dem Brand 2019 gelang. Gast: Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Präsidentin des Zentral-Dombau Vereins zu Köln, ehemalige Dombaumeisterin des Kölner Doms, Mitglied im Wiederaufbauteam von Notre-Dame de Paris. Moderation: Alexander Musik. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
6. Dezember 2024, 13:00
Am Abend des 15. April 2019 loderten Flammen aus dem Dachstuhl von Notre-Dame, dichte Rauchwolken zogen über die Pariser Innenstadt. "Frankreich ist im Herzen getroffen", titelte damals die Pariser Tageszeitung "Le Monde" und sprach von einem "schmerzhaften Abend nationaler und weltweiter Trauer, die so bald nicht vergehen würde".
Bis heute ist die Brandursache, die den hölzernen Dachstuhl weitgehend zerstörte und den krönenden Vierungsturm zum Einsturz brachte, nicht restlos geklärt. Am Wochenende wird Notre-Dame, nach fünf Jahren intensiver Bauzeit, in neuem Glanz wiedereröffnet, so wie es Staatspräsident Emmanuel Macron versprochen hatte.
Vorausgegangen war eine wahre Flutwelle an Spenden aus Frankreich und aller Welt. Sie bewies die immense symbolische Bedeutung, die dieser im Jahre 1163 begonnene gotische Kirchenbau für viele Menschen noch heute hat: 846 Millionen Euro von 340.000 Beiträgern aus insgesamt 150 Ländern gingen ein - mehr Geld, als für die Renovierung nötig war.
"Schon von den Dimensionen her war Notre-Dame ein Größensprung: länger, höher, weiter als alles Dagewesene, ermöglicht durch konstruktive Innovationen und baumeisterliche Erfahrung", sagt Stephan Albrecht, Professor für Mittelalterliche Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, in einem Zeitungsinterview: "Bis heute erfindet sich Notre-Dame immer wieder neu: Die Fassaden, Portale, Rosenfenster, die Kapellen, die immer wieder erneuerte Chorausstattung, all das hat weit über Frankreichs Grenzen hinaus künstlerische Standards gesetzt."
Innerhalb von wenigen Jahren sollte die beschädigte Kathedrale identisch rekonstruiert werden - eine Mammutaufgabe, und das mitten in einem Bauwerk, das jederzeit weiter einstürzen hätte können.
Die mit dem Wiederaufbau beauftragten Architekten hatten unzählige Fragen: Gab es historische Pläne und aktuelle Vermessungen des eingestürzten Dachstuhls, der von hunderten Eichenstämmen getragen wurde? Wo die vielen Eichen hernehmen, die sich für einen identischen Wiederaufbau eignen würden? Wo waren die Heerscharen spezialisierter Handwerker:innen zu finden, die sich mit mittelalterlichen Techniken auskannten? Woher sollte all das Blei kommen, mit dem das Dach gedeckt war und wieder gedeckt werden sollte? Und wie ließen sich die verschiedenen Gewerke koordinieren, um ein Chaos auf der Baustelle inmitten von Paris zu verhindern?
Ein Gutes hatte der Brand, der die ganze Nacht des 15. April 2019 wütete, aber doch: Fachleute stießen - auch mit Hilfe von Drohnen und Robotern - in der Folge an Orte vor, die bisher unzugänglich waren. Sie lernten allerhand Neues über die Techniken der mittelalterlichen Baumeister und wie sie mit den vorhandenen Materialien umgegangen waren, um ein Wahrzeichen zu schaffen, das so filigran wirkt und doch Jahrhunderte überdauert hat.
Alexander Musik spricht mit der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln, ehemalige Dombaumeisterin des Kölner Doms und - neben Prof. Stephan Albrecht von der Universität Bamberg - Mitglied im Wiederaufbauteam von Notre-Dame de Paris. Schock-Werner war darüber hinaus für die Koordinierung der deutschen Spendengelder für den Wiederaufbau von Notre-Dame zuständig.
Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Bilder der brennenden Kathedrale sahen? Ist Notre-Dame für Sie mehr als eine Kirche? Haben Sie einen persönlichen Bezug zur Kathedrale und vielleicht selbst für den Wiederaufbau gespendet?
Sendereihe
Gestaltung
- Alexander Musik
Playlist
Urheber/Urheberin: Perotin
Titel: Alleluia nativitas; zT. unterlegt
Ausführender/Ausführende: Hilliard Ensemble
Länge: 08:31 min
Label: ECM
Urheber/Urheberin: Perotin
Titel: Veni creator spiritus; zT. unterlegt
Ausführender/Ausführende: Hilliard Ensemble
Länge: 07:29 min
Label: ECM
Urheber/Urheberin: Perotin
Titel: Viderunt omnes; zT. unterelegt
Ausführender/Ausführende: Hilliard ensemble
Länge: 11:37 min
Label: ECM