Gemälde von Wassily Kandinsky, Ausschnitt - Murnau mit Kirche II

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Gedanken für den Tag

Wassily Kandinsky: Kopf und Herz

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien und Präsidentin von Icom Österreich, zum 80. Todestag von Wassily Kandinsky

Zielstrebig blickt der dunkelhaarige Mann mit Brille und Spitzbart aus dem Bild. Im Mundwinkel hat er eine Pfeife. Im Hintergrund verschiedenfarbige, wellenartige Flächen.

Mich interessiert dieser ausgesprochen zeitgemäß erscheinende Farblinolschnitt aus dem Jahr 1906, weil es sich dabei um eines der wenigen künstlerisch gestalteten Porträts des Pioniers der abstrakten Kunst, Wassily Kandinsky, handelt. Gefertigt von seiner damaligen Lebensgefährtin Gabriele Münter.

Kandinskys Biografie liest sich wie ein Geschichtsbuch des 20. Jahrhunderts, geprägt von politischen Umbrüchen, Revolutionen, Kriegen und Fluchterfahrungen. Sein turbulenter Lebensweg hat ihn - meist nicht freiwillig - von Russland nach Deutschland, zurück nach Russland und dann wieder nach Deutschland geführt. Von hier ist er 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als sogenannter "entarteter" Künstler gemeinsam mit seiner zweiten Frau Nina nach Frankreich geflüchtet. Am 13. Dezember 1944 ist Kandinsky in der Nähe von Paris im Alter von 78 Jahren gestorben.

Kandinsky interessiert mich, weil seine komplexe Persönlichkeit nicht leicht zu erfassen ist und sein Schaffen viele Ambivalenzen in sich trägt. Oft wird der Wegbereiter der Abstraktion als kühler Kopf charakterisiert. Zugleich zeugen seine Kunst wie auch seine niedergeschriebenen Gedanken von einer großen Empfindsamkeit und spirituellen Tiefe. Auch von einer Sehnsucht, das Leben in all seiner Widersprüchlichkeit intellektuell und emotional zu erfassen. So schreibt er: "Zu großen Epochen und bei großen Künstlern gab es immer die organische Verbindung zwischen Kopf und Herz. Jedenfalls kommt die Kunst ohne ein ,inneres Diktat' nicht zur Welt, ,Intuition!'."

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Arnold Schönberg 1874 - 1951
Titel: Quartett für Streicher in D-Dur
* Intermezzo, Andantino grazioso - 2.Satz (00:03:42)
Streichquartett
Ausführende: LaSalle Quartet
Ausführender/Ausführende: Walter Levin
Ausführender/Ausführende: Henry Meyer
Ausführender/Ausführende: Peter Kamnitzer
Ausführender/Ausführende: Jack Kirstein
Länge: 03:42 min
Label: DG 4199942 (4 CD)

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