Syrien zwischen Chaos und Neuanfang

11. Dezember 2024, 13:00

Nach mehr als einem halben Jahrhundert war es in Wochenfrist vorbei: Ohne die Unterstützung vonseiten Russlands und der Hisbollah ist das Assad-Regime in kurzer Zeit gefallen. Hunderttausende sind ihm zum Opfer gefallen und wurden getötet, Millionen mussten fliehen, Zehntausende wurden allein im berüchtigten Sednaya-Gefängnis ermordet, das in den Tagen nach dem Regimesturz zum Symbol der mörderischen Diktatur geworden ist.

Nach der Euphorie aber kommen die Fragen. Was hat die Rebellengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) im Sinn? Und hat ihr Anführer seine islamistische Vergangenheit wirklich hinter sich gelassen? Ist die neue Regierung stark genug, um sich gegen rivalisierende Milizen durchzusetzen und kann sie weiterhin erfolgreich Koalitionen bauen? Geht das Land in Richtung Demokratie oder wird die alte Diktatur durch eine neue, diesmal islamistische Gewaltherrschaft ersetzt? Und wird es einen Prozess der Gerechtigkeit, Erinnerung und Versöhnung geben in einem Land, in dem Gewalt und Trauma so tief in die Gesellschaft eingewachsen sind?

Brigadier i.R. Dr. Walter Feichtinger beschäftigt sich am Center for Strategic Analysis (CSA Austria) vielfältig mit sicherheitspolitischen Themen, so auch mit den politischen und strategischen Entwicklungen im Mittleren Osten und ihren Auswirkungen. Im Gespräch mit Philipp Blom beschreibt er den Mechanismus dieser scheinbar so plötzlichen Revolution und macht sich Gedanken darüber, was für das Land als nächstes kommen kann und was der Regimewechsel über Syrien hinaus bedeutet, für die strategischen Interessen Russlands und des Iran, für Israel, für schwelende Konflikte zwischen ethnischen und religiösen Gruppen und für die Zukunft der Region.

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