Zwischenruf
"Gemeinsam auf dem Weg sein"
von Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der österreichischen Ordenskonferenz
15. Dezember 2024, 06:55
Ende Oktober ging in Rom eine Serie von Versammlungen zu Ende. Es waren internationale Treffen, bei denen man mit Kirchenverantwortlichen aus aller Welt in einem demokratischen Stil versuchte, für brisante Themen Lösungen oder zumindest Ansatzpunkte oder eine neue Weise des Umgangs zu finden. Der Name für diese Treffen war "Synode", das heißt "Gemeinsam auf dem Weg sein".
Es war ein Kirchenereignis, aber mir kommt vor, da waren viele Themen, die keineswegs nur für Kircheninsider von Bedeutung sind. Ich greife drei davon auf. Erstens: Wie kann Kirche glaubwürdig und wirksam sein? Beteiligung, Transparenz, Rechenschaftspflicht, was auch so viel bedeutet wie Verlässlichkeit, wurden als Bedingungen genannt. Es braucht eine Offenlegung von Finanzen, Evaluationen von gemeinsam gesetzten Zielen und Leistungsvereinbarungen, Anpassung bzw. Einführung von geeigneten Strukturen. Man muss gar nicht so genau hinhören, dann wird man merken, dass solche Kriterien keineswegs nur auf Kirche zutreffen. Ich denke an andere große Organisationen und an die Politik, an die gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen. Auch da geht es um Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit, Wirksamkeit.
Zweitens: Der Platz von Frauen in der römisch-katholischen Kirche. Die Frage einer Weihezulassung von Frauen ist noch nicht gelöst. Noch nicht, aber die Beschäftigung damit ist - da bin ich überzeugt - nicht mehr aufzuhalten. "Wir müssen und werden dranbleiben", hieß es. Auch gesellschaftlich und politisch ist das Frauenthema noch nicht zur Ruhe gekommen - Stichwort Einkommensschere. Auch wenn sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges verändert hat. Ich finde es spannend, wenn ein Thema wieder und wieder kommt. Anscheinend ist es doch noch nicht fertig, weder in der Kirche noch im sonstigen Leben.
Ein drittes Stichwort war "Kontexte": Menschen leben in sehr unterschiedlichen kulturellen, politischen, gesellschaftlichen, sozialen, auch kirchlichen Umwelten, mit unterschiedlichen Prägungen und Bedürfnissen und Weltanschauungen. Die katholische Kirche ist weltweit die größte Organisation, die versucht, all das gewissermaßen unter einen Hut zu bringen. Das bringt manche Vorteile, aber auch so manche Stolpersteine. Jetzt wurde in Rom um das Anderssein, um die Verschiedenheit, um "Diversity" gerungen - und darum, jeweils geeignete Lösungen zu finden.
Die Verschiedenheit in einer Gruppe, in einer Firma oder in einer Partei ist ihre größte Bereicherung und zugleich ihre größte Herausforderung. Es könnte sich lohnen hinzuschauen, wie eine Organisation mit ihrer Größe und ihrer Verschiedenheit umgeht - und vielleicht sogar von der Kirche zu lernen.
Die große Versammlung in Rom ist zu Ende, die Entscheidungsträger sind wieder nach Hause gefahren. Die so genannte Synode kann tatsächlich zu Ende sein. Wieder ein schönes Papier, wieder viel Geld für ein internationales Treffen ausgegeben, wieder große Worte. Jetzt geht es darum, mit dem Erkannten und dem Beschlossenen ernstzumachen. Realisierungen sind anstrengend und kosten Kraft. Aber wenn das Besprochene ernstgemeint war, dann führt an den Umsetzungen kein Weg vorbei. Und dann könnte ja wirklich etwas Neues entstehen.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Toshimitsu Tanaka
Album: Peter Sadlo : Classic Percussion (CD01/9763/12-13_H)
Titel: Two Movements
* I. Allegro (00:02:24)
Solist/Solistin: Peter Sadlo /Schlagzeug
Länge: 02:24 min
Label: Koch CD 310141 H1