Licht in dunklen Zeiten

26. Dezember 2024, 07:05

1. Wann wird Frieden werden, wie ihn Weihnachten verspricht? - Aspekte der Bibel
(Apostelgeschichte 6,8-10; 7,54-60)

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, in der katholischen Tradition "Tag des Heiligen Stephanus", lateinisch "dies Stephani", also "Stephanitag", wird des ersten christlichen Märtyrers gedacht. Das war laut Überlieferung der Diakon Stephanus, der sich in der christlichen Urgemeinde in Jerusalem besonders der Witwen und Waisen angenommen hat. Er soll selbst, wie viele zur Urkirche zählende Menschen, Jude gewesen sein, der jedoch mit seiner Herkunftsreligion im Konflikt war. Ein Phänomen, das sich auch bei Autoren der Evangelien findet. Am 26. Dezember ist in katholischen Gottesdiensten ein Abschnitt aus der neutestamentlichen Apostelgeschichte zu hören, ein Teil der Rede des Stephanus, in der er von seiner Vision, den Himmel offen zu sehen, erzählt. Nicht berichtet wird, wie er davor Jüdinnen und Juden beschuldigt hat. Im Langtext der Apostelgeschichte spricht Stephanus vor seinem Tod mit Worten, die die Vertreter der jüdischen Gemeinschaft scharf anklagen und Gericht androhen: Dadurch fehlt der Kontext für die Steinigung des Stephanus. Der katholische Theologe und Judaist Wolfgang Treitler geht darauf in seinen Gedanken ein: "Wann werde ich als Christ die Kraft haben, solche Texte umzuschreiben? Umzuschreiben, damit ich Jüdinnen und Juden von heute und gestern und auch Jesus nicht mehr zur Drohung werden kann, sondern sie wirklich als meine Geschwister erkennen und aus gleichem Geist mit ihnen leben kann."


2. Der Tod des Tuchhändlers - Caspar Tauber, ein Bekenner seines Glaubens

Zum Märtyrer, zum "Zeugen für seinen Glauben", wurde vor genau 500 Jahren auch Caspar Tauber in Wien. Der Tuchhändler wurde 1524 hingerichtet, weil er eine Flugschrift mit reformatorischen Ideen im Sinne Martin Luthers in Umlauf gebracht hatte. Darin hatte er Ohrenbeichte, Heiligenfürbitte und die Lehre vom Fegefeuer kritisiert. Caspar Tauber gilt als einer der ersten lutherischen Märtyrer im Gebiet des heutigen Österreichs; sein Mut soll den Reformator Martin Luther sehr beeindruckt haben. In Wien-Hernals ist die Taubergasse nach Caspar Tauber benannt. Markus Veinfurter mit einem Porträt.


3. Weil "Schneller, Höher, Weiter" nicht alles ist - Gregor Schlierenzauer im Porträt

Geboren am 7. Jänner 1990 in Fulpmes in Tirol, wurde Gregor Schlierenzauer zu einem höchst erfolgreichen österreichischen Skispringer. Unter anderem gewann er sechs Goldmedaillen bei Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, vier bei Skiflug-Weltmeisterschaften und eine bei Olympischen Winterspielen. 2020/21 erkrankte er an Covid-19, nachdem sich ein Cluster im ÖSV-Team gebildet hatte. Nach einem Kreuzbandriss musste er die Saison schließlich beenden. Am 21. September 2021 gab Gregor Schlierenzauer auf seiner Website das Ende seiner sportlichen Laufbahn bekannt.

Schon als Teenager hatte Gregor Schlierenzauer fast alles erreicht, doch mit dem Ende seiner Karriere folgte ein tiefes Loch. Er musste sich neu erfinden und lernte, dass "Schneller, Höher, Weiter" nicht alles im Leben ist. Der Filmemacher Stefan Ludwig hat den in wenigen Tagen 35-Jährigen zu Orten begleitet, die für ihn wichtig sind, und hat mit ihm über Spiritualität, Begabungen und Gaben gesprochen - sowie über die Kunst, mit diesen Gaben umzugehen. Irene Klissenbauer fasst die Geschichte Gregor Schlierenzauers für Lebenskunst zusammen.


4. Licht in dunklen Zeiten - Miriam Brownstone feiert Chanukka

Lichterfeste sind beliebt, sie stärken besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn das Tageslicht sich bald nach 16:00 Uhr zurückzieht. Doch nicht nur Advent- und Christbaumkerzen erfreuen, auch Kerzen auf dem Chanukka-Leuchter, der "Chanukkia". Gemäß dem jüdischen Mondkalender "wandert" das Chanukka-Fest, fällt aber immer in die Advent- oder Weihnachtszeit. Dass Weihnachten und Chanukka wirklich am selben Datum gefeiert werden, findet nur etwa fünfmal im Jahrhundert statt. Heuer ist es wieder so weit. Chanukka beginnt am Abend des 25. Dezember und dauert bis zum 2. Jänner. Gefeiert wird acht Tage lang, jeden Abend wird eine Kerze mehr auf die Chanukkia gesteckt und zuerst eine, dann zwei …, und schließlich alle acht Kerzen angezündet.

Chanukka heißt übersetzt "Weihung, Einweihung" und erinnert an den Sieg der jüdischen Makkabäer über die Invasoren, syrische Griechen, die den Tempel von Jerusalem entweiht hatten. Und es feiert die anschließende Wiedereinweihung des Tempels im Jahr 164 vor Beginn der christlichen Zeitrechnung. Chanukka bedeutet für viele Jüdinnen und Juden ein Fest des Sieges der Schwachen über die Starken, den Sieg des Lichts in der Zeit der Dunkelheit. Maria Harmer hat die Marketing-Expertin Miriam Brownstone in ihrer Wiener Wohnung besucht und mit ihr über das achttägige Fest gesprochen - das auch heuer wieder im Zeichen des Gedenkens der Opfer des Hamas-Anschlags am 7. Oktober 2023 steht.

Service

Aspekte der Bibel

"Memo – Ideen, Mythen, Feste" vom 26.12.2024 auf Ö1

Sendereihe

• Lebenskunst

Gestaltung

• Doris Appel
• Martin Gross