Zwischenruf
Wenn Könige unterwegs sind
von Christian Herret, Mitarbeiter der Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar
29. Dezember 2024, 06:55
Achtsamkeit ist eines der Modewörter der vergangenen Jahre. Man sagt, achtsam zu leben wirke Wunder als Heilmittel gegen den Stress und die allgegenwärtige Reizüberflutung der modernen Welt.
Es bedeutet, bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Es geht darum, alltägliche Erfahrungen bewusst wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Seine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment - auf die Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen - richten. Das Konzept der Achtsamkeit ist uralt und stammt aus dem Buddhismus.
Ich bin kein Theologe, aber ich denke manchmal, vielleicht hatten die im Weihnachtsevangelium verewigten Sterndeuter, die dem neugeborenen Kind in der Krippe zu Bethlehem ihre Aufwartung gemacht haben, ja buddhistischen Hintergrund. Für mich würde das gut passen. Und sie kommen ja - wie auch der Buddhismus - aus dem "Osten".
Der Besuch der landläufig als die "Heiligen Drei Könige" bekannten Gestalten trifft die junge Familie in einer mehr als stressigen Situation. Das junge Paar findet laut biblischem Bericht keinen Platz in einer ordentlichen Herberge. Dann setzen auch noch die Wehen ein und die Mutter muss ihr Kind in einem Stall zur Welt bringen. Nicht einmal eine Wiege kann sie ihrem Sohn bieten - in eine Futterkrippe muss sie ihn legen. Die Situation hat die "Heilige Familie" sicherlich überfordert.
Da bekommen sie Besuch von weisen Männern, die einem Stern folgend, genau dieses Kind gesucht haben, um es auf dieser Welt willkommen zu heißen. Die bringen noch dazu "unsinnige Geschenke": Ein junges Paar mit einem Neugeborenen braucht nicht unbedingt Gold, Weihrauch und Myrrhe. Wahrscheinlich wären Maria und Josef dicke Decken, etwas Warmes zu essen und Windeln lieber gewesen.
Für den Moment ihres Besuchs bringt der Besuch die junge Familie dazu innezuhalten und gibt ihnen die Gelegenheit zu erkennen, worauf es ankommt: Ein frisches Leben ist geboren, ein König - das ist eigentlich jedes Kind für die Eltern - und den gilt es zu würdigen, das gilt es zu feiern. Es gilt sich Zeit zu nehmen, im Hier und Jetzt zu verharren und die unendliche Schönheit des Moments zu genießen. An dieser Stelle bringen die Heiligen Drei Könige für mich die Achtsamkeit in das Neue Testament.
2000 Jahre später erinnern die Sternsingerinnen und Sternsinger daran. Seien wir uns ehrlich: Es passt nie, wenn die Heiligen Drei Könige an der Tür läuten. Man ist mitten in der Arbeit, hat etwas auf dem Herd stehen, hängt gerade am Telefon - oder geht sonst einer immens wichtigen Tätigkeit nach.
Aber dann öffnet man die Tür und sieht die bunt verkleideten Kinder. Wahrscheinlich singen sie ein wenig falsch, und eines der Königskinder hat in seinem Spruch einen kleinen Hänger. Aber wir nehmen uns die Zeit und geben ein gutes Publikum, genießen die Darbietung, beginnen zu lächeln und sind dankbar für die kurze Unterbrechung des Alltags.
Irgendwie ist es ein kleines Wunder, was die Kinder da von Tür zu Tür ziehend Zustandebringen. Sternsingen: vielleicht die erste Achtsamkeitsübung nach der hektischen Weihnachtszeit.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Ravi Shankar
Album: RAVI SHANKAR / SPIRIT OF INDIA
Titel: Raga Bairagi Todi/instr.
Solist/Solistin: Ravi Shankar /Sitar m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Kumar Bose /Tabla
Ausführender/Ausführende: Punita Gupta /Tambura - Bordunlaute
Ausführender/Ausführende: Daya Shankar /Tambura - Bordunlaute
Länge: 26:57 min
Label: Chhanda Dhara SNCD 73688