Lebenskunst - Begegnungen am Feiertag

Zwischen Chaos und Kosmos

Im Herzen bewegen - Aspekte der Bibel +++ Klagen und Triumphieren - "Maria bewegt" +++ Bruder Sonne, Schwester Mond, Mutter Erde - 800 Jahre Sonnengesang +++ Zwischen Chaos und Kosmos - Das Heilige Jahr 2025 in Rom

1. Im Herzen bewegen - Aspekte der Bibel
(Lukas 2, 16-21)

Mitten in der Weihnachtszeit liegt der Neujahrstag. Am achten Tag nach dem "Heiligen Abend" und der "Heiligen Nacht", in der laut biblischer Überlieferung Jesus von Nazareth auf die Welt gekommen ist, und fünf Tage vor dem Dreikönigstag ist 1. Jänner. In der Westkirche gilt der 1.1. als Oktavtag von Weihnachten, manche Kirchen gedenken an diesem Tag der Beschneidung des jüdischen Buben Jesus, und in der katholischen Kirche ist dieser Tag - neben dem Weltfrieden - besonders der Mutter von Jesus gewidmet: der als heilig verehrten Maria aus Nazareth. Auch sie eine Jüdin, "behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen", heißt es in verschiedenen Bibelübersetzungen in Zusammenhang mit dem Geschehen rund um die Geburt ihres Babys. In der derzeit für katholische Gottesdienste üblichen Übersetzung ist zu lesen: "Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen." Der Neujahrstag, der 1. Jänner, "markiert den Moment, in dem der Jude Jesus Teil des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel wird", so bringt es der Psychotherapeut und katholische Bischof Benno Elbs von der Diözese Feldkirch in Vorarlberg auf den Punkt. "Und es drückt sich darin die Verheißung aus, die Jesus durch sein Leben erfüllt: Dass Gott sein Volk rettet und letztlich der ganzen Menschheit Frieden bringt."


2. Klagen und Triumphieren - "Maria bewegt"

Ein Blick ins Neue Jahr 2025: "Maria bewegt" wird das Motto der Internationalen Barocktage in Stift Melk rund um Pfingsten (8./9. Juni) sein. Das Festival steht ganz im Zeichen der Weiblichkeit, wie es heißt, und spannt den Bogen von religiöser Spiritualität über Frauen in der Barockmusik bis hin zu aktuellen Themen. Künstlerischer Leiter ist der deutsch-kanadische Tenor Michael Schade, dessen Vertrag bis 2030 verlängert wurde. Der Zugang zum Marien-Motto des demnächst 60-Jährigen ist ein sehr persönlicher und hat auch mit Marias Mutter Anna zu tun. So hat Maria Harmer ihn in "seiner" Kirche, der St. Ulrich-Kirche im siebenten Bezirk Wiens, im Angesicht mehrerer Mariendarstellungen getroffen und mit ihm über die biblische "Powerfrau", wie er sie nennt, der laut katholischem Dogma von ihrer Empfängnis an "unbefleckten" Maria gesprochen. "Unbefleckt", das bedeutet für Michael Schade unter anderem "unvoreingenommen zuhören können".


3. Bruder Sonne, Schwester Mond, Mutter Erde - 800 Jahre Sonnengesang

Umweltschutz, manche verwenden das Wort Schöpfungsverantwortung, wird auch eines der so bedeutsamen wie notwendigen Themen 2025 sein. Und schon vor genau 800 Jahren ist die Schöpfung Inhalt eines Gesangs geworden, der zur Weltliteratur zählt. Die Sonne und der Mond, auf Italienisch Bruder Sonne und Schwester Mond, auch Bruder Wind, Schwester Wasser, Bruder Feuer und Mutter Erde werden darin gepriesen; selbst Schwester - oder je nach Sprache - Bruder Tod. "Cantico delle Creature", das "Loblied der Geschöpfe", wird der Text darum auch genannt. Im deutschen Sprachraum ist er unter der Bezeichnung "Sonnengesang" bekannt. Es ist das bekannteste Gebet von Franziskus, des Franz von Assisi. Der wurde 1181 in Assisi, im mittelitalienischen Umbrien, als Sohn reicher Tuchhändler geboren, wählte allerdings bewusst ein Leben in Armut und soll selbst mit wilden Tieren kommuniziert haben. Bereits zwei Jahre nach seinem Tod 1226 wurde der Gründer des Ordens der "Minderen Brüder", aus denen u.a. die "Franziskaner" hervorgingen, von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Und am 4. Oktober, einen Tag nach seinem Todestag am 3. Oktober, wird nun nicht nur sein Namenstag, sondern auch der Welttierschutztag begangen. 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. Franz von Assisi zudem zum Schutzherrn von Umwelt und Ökologie - und Kardinal Jorge Bergoglio nahm seinen Namen an, als er 2013 zum Papst gewählt wurde.

800 Jahre nach der Entstehung des "Sonnengesangs" hat Maria Harmer bei Pater Fritz Wenigwieser, dem Provinzial der Franziskaner in Österreich, nachgefragt, warum dieser Text und sein Schöpfer auch heute noch Menschen berühren.


4. Zwischen Chaos und Kosmos - Das Heilige Jahr 2025 in Rom

Es ist kein außerordentliches, sondern ein sogenanntes ordentliches Heiliges Jahr, das alle 25 Jahre stattfindet: Mit der Öffnung der Heiligen Pforte der Petersbasilika im Vatikan in der Nacht des 24. Dezember beginnt das Heilige Jahr 2025 in Rom. Es steht unter dem Leitwort "Pilger der Hoffnung" und greift damit ein zentrales Thema von Papst Franziskus auf. Dieser hat in dem Zusammenhang die Bedeutung Roms als Stadt der Apostel Petrus und Paulus betont und die Rolle der Kirche als eine Tür, die Heilsames eröffnen kann - und soll. Mit rund 45 Millionen Besucherinnen und Besuchern, darunter auch Pilgerinnen und Pilger, wird für 2025 in Rom gerechnet. Der Autor und Übersetzer Herbert Maurer meint: "Wir haben die Wahl: zwischen Chaos und Kosmos."

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