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matrix - computer & neue medien
Bastelmedium Radio
Von Piratinnen, Radiobastlern und anderen (Audio-)Nerds
3. Jänner 2025, 19:05
Die Geschichte des Radios ist seit Urzeiten eine von technischer Faszination und Tüftelei - auf Sender-, aber auch auf Empfängerseite. In den ersten Jahren und Jahrzehnten waren Radioempfänger unleistbar, und so bauten sich viele ihren Detektor selbst. Es entstand die Figur des (männlichen) Radiobastlers, der sich aus wirtschaftlicher Notwendigkeit mit Kabeln, Spulen, Steckverbindungen und Dioden beschäftigte. Doch der Radiobastler blieb auch, als die Radios erschwinglich wurden, als Technikliebhaber erhalten, der sich in seiner Werkstatt lieber mit Bauanleitungen als mit Menschen umgab. Ab den 1970er Jahren wurde das Basteln aufrührerisch. Die ersten Piratenradios widersetzten sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunkmonopol, und die PiratInnen mussten sich mit Sendetechnik herumschlagen.
Im gegenwärtigen digitalen Raum lösen gesellschaftskritische Hacker und Maker den unpolitischen Bastler ab. In Repair-Cafés treffen sie wieder aufeinander. Man will nicht von einer undurchschaubaren Technik abhängig und manipulierbar sein. Matrix beschäftigt sich mit der faszinierenden Wandlung vom Radiobastler zum Hacker.
Ingenieur Matthias Lenz hat mit uns in der Sendung ein funktionierendes Detektorradio gebastelt, und da sich unsere Hörerinnen und Hörer eine Anleitung gewünscht haben, hat sie Bastleronkel Matthias Lenz nachgereicht:
Werte Radiobastler:innen!
Zusätzlich zu unserer akustischen Anleitung zur Erstellung des Detektorempfängers möchte ich Ihnen einige Hinweise an die Hand geben, die Ihnen das Basteln erleichtern.
Über die Spule L1 lässt sich durch leichtes Hin-und-egbiegen von L2 die Koppelung verändern. Dies erwies sich im Test als überaus nützlich, da sich damit die Bandbreite und somit die Selektivität des Empfängers beeinflussen lassen. Ein kleiner Kniff, der durchaus größere Wirkung zeigt.
Der Drehkondensator C1 mag dem einen oder der anderen vielleicht etwas überdimensioniert erscheinen. Sollte ein kleineres Exemplar zur Hand sein, kann ich die Besitzer:innen nur beglückwünschen - es dürfte hiermit noch besser funktionieren.
Die Diode D1 ist eine Schottky-Diode. Doch Vorsicht: Nicht jede Diode eignet sich gleichermaßen gut! Sollten Sie hier nicht den gewünschten Erfolg erzielen, helfen nur experimentierfreudiges Austauschen und neuerliches Prüfen. Keine Sorge, wer beharrlich bleibt, wird zum Ziel kommen.
Die Bauteile C2, R1 und L3 können der Einfachheit halber auch weggelassen werden. Aber da ich alles Nötige zur Hand hatte, habe ich sie eingebaut. Als Kopfhörer eignet sich ein Kristallohrhörer ausgezeichnet. Aber Achtung, diese Art von Ohrhörer unterscheidet sich stark von den modernen elektrodynamischen Varianten, die heutzutage gängig sind.
Achten Sie beim Zusammenbau stets auf saubere Lötstellen und schön blanken Kupferdraht. Mit diesem einfachen Empfänger war es mir möglich, den Sender Kahlenberg circa acht Kilometer entfernt und in direkter Sichtlinie problemlos zu empfangen.
Und falls es beim ersten Anlauf nicht gelingen mag, lassen Sie sich nicht entmutigen! Atmen Sie durch. Denken Sie logisch. Und probieren Sie es ruhig ein zweites Mal. Die Physik lässt Sie nicht im Stich.
Herzlich, Ihr Ing. Lenz.