Kreuz auf einem Dach.

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Punkt eins

Religion als Feindbild? Leitbild? Weder noch?

Glaube, Politik, Gesellschaft: Verschiebungen in einem spannungsreichen Verhältnis. Gast: Assoz.-Prof. Dr. Regina Polak, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Moderation: Johann Kneihs. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Ein Wahlkampf mit christlicher Symbolik, die Zunahme an antisemitischen Zwischenfällen, Politik mit anti-islamischer Rhetorik: Religion hat einen zwiespältigen Platz in der öffentlichen Diskussion - während, scheinbar paradoxerweise, der religiöse Glaube deutlich zurückgeht. Nur knapp mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Österreich bezeichnet sich selbst als religiös, vor der Jahrtausendwende waren es noch 80%. Komplementär bezeichnet sich fast die Hälfte als nicht religiös; der Glaube an einen persönlichen Gott erreicht mit knapp über zwanzig Prozent einen historischen Tiefstand.

Gerade die letzten Jahre seit Ausbruch der Pandemie haben offenbar einen lang anhaltenden Trend beschleunigt, zu diesem Schluss kommen die Autor:innen der repräsentativen Umfrage und Studie "Was glaubt Österreich?" erstellt in Zusammenarbeit mit der ORF-Abteilung für Religion und Ethik. 37% glauben demnach allerdings an die Kraft des Universums, 38% an ein vorherbestimmtes Schicksal - damit seien diese Überzeugungen weiter verbreitet als der Glaube an eine göttliche Wirklichkeit. Zitat: "Der in Österreich auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang weit verbreitete traditionelle und kulturchristlich geprägte Glaube an Gott ist im Zuge der Pandemie vorläufig implodiert. Bei einem Teil der Bevölkerung ist dieser bereits 2018 von einem alternativen Transzendenzglauben an eine höhere Wirklichkeit überholt worden." Ganz unterschiedliche Glaubenselemente würden heute typischerweise in individueller Weise kombiniert.

Damit geht - zumindest zeitlich - auch eine Zunahme an anti-muslimischen und antisemitischen Einstellungen einher. Es gebe "jede Menge Unkenntnis, Vorurteile, die sich auf die Gesellschaft nicht positiv auswirken", so die Theologin und Mitautorin der Studie, Regina Polak. Dagegen fehle ein vernunftgeleiteter sachlicher Diskurs über die Rolle von Religion in der Gesellschaft - von allen Seiten: auch religiöse Menschen sind Bürger:innen und hätten der Allgemeinheit gegenüber Verpflichtungen.

Johann Kneihs spricht mit Regina Polak darüber, wie ein solcher "vernunftbegleiteter, sachlicher" Diskurs stattfinden könnte, und über grundsätzliche Fragen im Verhältnis zwischen Glaube, Religion und Gesellschaft.

Die Redaktion freut sich über Ihre Beiträge zum Gespräch, telefonisch während der Sendung unter 0800 22 69 79, oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

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