Zwischenruf
Leben im digitalen Raum
von Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts
12. Jänner 2025, 06:55
Mobbing auf Sozialen Medien, TikTok Challenges, die lebensgefährlich werden können, unrealistische Schönheitsideale. Die digitale und analoge Ebene verschmilzt im täglichen Leben. Die Digitalität hat Auswirkungen auf das Zusammenleben und auf das Menschenbild und trotz Risiken ist eine Welt ohne elektronische Medien heute nicht mehr denkbar.
Eine Möglichkeit, konstruktiv damit umzugehen ist die Initiative "Denk Dich Neu" der Katholischen Kirche in Österreich. Die Initiative will Begegnung zwischen jungen Erwachsenen und Kirche ermöglichen. Im Social Media Kanal wird mit dem Slogan "Bist Du?" kommuniziert.
Was steckt dahinter?
Im Grunde steckt die christliche Grundbotschaft, das christliche Menschenbild dahinter, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist, noch vor aller Leistung. Die Diskussion in Bezug auf Social Media Kanäle wie TikTok ist bekannt: wie schwer es für die Beteiligten ist, trotz Themen wie vorgezeichnetem Schönheitsideal und Lebensentwurf ihre eigene unverwechselbare Persönlichkeit zu entwickeln. Umso mehr kann das christliche Menschenbild hier eine befreiende Gegenbewegung sein: Du bist angenommen, du bist ok, so wie du bist.
Die Seelsorgeangebote der Katholischen Kirche sind beinahe alle auch im digitalen Raum aktiv - die Telefonseelsorge, die Jugendpastoral, die Bildungsangebote, die Gottesdienstübertragungen. Im digitalen Raum wird gebetet, Trauer verarbeitet, Segen gespendet. Es lebt hier eine digitale Kirche, Gemeinschaft und Seelsorge.
Organisationen wie die Katholische Jungschar oder Katholische Jugend bieten Schulungen und Unterstützungen in einem verantwortungsvollen und menschenwürdigen Umgang mit Social Media an. Seelsorgerinnen und Seelsorger haben über Messengerdienste oder Sprachnachrichten ein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen und kommunizieren mit ihnen. Auch 2025 wird es einen Maturasegen über Social Media geben.
Im weltweiten synodalen Prozess der Katholischen Kirche war die Digitalität ein sehr präsentes Thema. Es wurde in Rom, meiner Meinung nach, sogar mit mehr Leichtigkeit und Mut darüber gesprochen als hier in Österreich. Immer wieder wurde die prophetische Dimension des Lebens im digitalen Raum angesprochen. Als Sendung der Christinnen und Christen wird betont, den Dialog und die Menschenwürde zu fördern und zu schützen.
Diese Lebenswelt ist selbstverständlich von einer vernetzten, kommunikativen Dynamik erfüllt. Das entspricht im positiven Sinn dem Verständnis von Synodalität. So wird in einem Abschnitt eines synodalen Textes festgehalten: "Die digitale Kultur ist
eine entscheidende Dimension des Zeugnisses der Kirche" (Synthese der 1. Sitzung der Weltsynode, 17b)
Wenn die digitale Welt eine selbstverständliche Lebenswelt ist, dann leben dort auch Christinnen und Christen mit ihren Wertegrundlagen. Und diese können auch über die Kreise der Gläubigen hinaus ihre Relevanz entfalten. Etwa indem Empathie und Solidarität im digitalen Raum gelebt werden. Indem auf kreative Weise der Wert und die Würde jedes Menschen betont werden. Oder - anders formuliert: Flowerrains statt Shitstorms.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Claude Debussy
Album: Hans Leygraf: Debussy - Die Préludes
Titel: Nr.11 La danse de Puck. Capricieux et léger
Gesamttitel: Préludes, Premier Livre / Heft 1, L.117 - 12 Stücke für Klavier
Anderer Gesamttitel: Préludes I, L.117
Solist/Solistin: Hans Leygraf /Klavier
Länge: 02:56 min
Label: dB Productions dBCD107