ORF/JOSEPH SCHIMMER
Menschenbilder
Helga Feldner-Busztin, Ärztin und Zeitzeugin
"Wir müssen unsere Geschichte erzählen." Zur Erinnerung an Helga Feldner-Busztin (Langfassung der leicht gekürzten Sendung von Sonntag 14.05 Uhr)
15. Jänner 2025, 00:05
Am 19. Oktober 2024 starb die Ärztin Helga Feldner-Busztin mit 95 Jahren als eine der letzten Zeitzeuginnen, die aus eigenem Erleben über die Zeit des Nationalsozialismus und das Schicksal der damals verfolgten Menschen berichten konnten - so wie sie es über lange Zeit getan hat, in zahlreichen Besuchen in Schulen und Mediengesprächen.
Helga Feldner-Busztin wurde 1929 in Wien geboren. Ihre Mutter, eine Jüdin, die als Kind evangelisch getauft worden war, bekannte sich 1931 im Rahmen einer Konversion offiziell zum Judentum. 1943 wurde Helga Feldner-Busztin als Jugendliche und sogenannter "Judenmischling" ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Ihre Mutter hätte in Wien bleiben können - entschied sich aber, ihre Tochter zu begleiten und deren jüngere Schwester Elisabeth mitzunehmen.
Die Familie samt dem in die Konzentrationslager Buchenwald und Auschwitz verschleppten jüdischen Vater überlebte. Zahlreiche andere Verwandte hingegen wurden ermordet. Nach dem Krieg studierte Feldner-Busztin Medizin und wurde Internistin.
Ihre Enkeltochter Anna Goldenberg veröffentlichte 2018 das Buch "Die versteckten Jahre. Der Mann, der meinen Großvater rettete". Ein Arzt schützte den 17-jährigen Hans Busztin in Wien 1942 vor der Deportation, indem er ihn jahrelang versteckte - dieser Jugendliche wurde später der Ehemann von Helga Feldner.
Ihre Erfahrungen in der Nazizeit hat sie in einer Reihe von Dokumentationen und im Rahmen vieler Vorträge geschildert. "Wir sind die letzten Zeugen. Wir müssen unsere Geschichte erzählen", sagt Helga Feldner-Busztin.
2018 wurde sie mit dem Ute-Bock-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Ihre Stimme für Menschlichkeit werde vielen Schülerinnen und Schüler in lebendiger Erinnerung bleiben, sie habe Generationen von Schülerinnen und Schülern inspiriert und zur Reflexion angeregt, würdigte Bildungsminister Martin Polaschek ihr Engagement.
Die "Menschenbilder" wiederholen eine Sendung, die erstmals im Februar 2019 gesendet wurde. (Die Erstsendung am Sonntag wurde aus Programmgründen leicht gekürzt.)
Service
Nachruf auf Helga Feldner-Busztin auf der Plattform erinnern.at
Sendereihe
Gestaltung
- Heinz Janisch