Sexualerziehung, 1970

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Punkt eins

Let's talk about sex: zeitgemäße Sexualpädagogik

Wo es bei der sexuellen Bildung in Österreich hakt. Gäste: Sabine Ziegelwanger, Soziologin und Sexualpädagogin & Olaf Kapella, Sozialpädagoge, Institut für Familienforschung, Universität Wien. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Dass es Sexualerziehung im Schulunterricht in Österreich geben soll, wurde bereits 1970 gesetzlich verankert. Von "umfassendem" und "fächerübergreifendem" Unterricht war damals die Rede. Diese bildungspolitische Absicht wurde seit damals immer wieder bekräftigt, bei der praktischen Umsetzung dürfte es jedoch nach wie vor Schwierigkeiten geben. Der aktuelle Gendergesundheitsbericht des Gesundheitsministeriums zeigt, dass 72 Prozent der Jugendlichen mehr über sexuelle und reproduktive Gesundheit wissen wollen.

Dabei sind für Burschen Themen wie Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen besonders wichtig, bei Mädchen ist es der weibliche Zyklus. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass es in Österreich einen flächendeckenden Bedarf an sexueller Bildung gebe und es genauere Erhebungen zum Wissensstand der Jugendlichen bzw. der Sexualerziehung in Österreich brauche.

Dass es nicht nur in Österreich Nachholbedarf gibt, zeigte ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO 2024: Immer weniger Jugendliche in Europa haben geschützten Geschlechtsverkehr. Rund ein Drittel der Jugendlichen gab laut WHO an, beim letzten Geschlechtsverkehr weder Kondom noch Pille benutzt zu haben. Erhebliche Defizite in der Sexualerziehung sind laut WHO der Grund dafür.

Eine der wenigen Erhebungen zu Österreich aus dem Jahr 2015 konnte zeigen, dass Sexualerziehung für Schüler und Schülerinnen, ihre Eltern und das Lehrpersonal zwar generell wichtig ist, im Unterricht selbst jedoch kaum Platz findet. Im Schnitt wenden Lehrerinnen und Lehrer bei den 6- bis 15-Jährigen rund neun Stunden pro Jahr und Klasse für "Aufklärung" auf, bei den über 15-Jährigen sind es im Schnitt nur mehr fünf Stunden.

Gleichzeitig wächst der sexuelle Bildungsbedarf ständig: Der leichte Zugang zu pornographischen Inhalten im Internet erfordert nicht nur Medienkompetenz, sondern auch Wissen über Sexualität und Beziehungen. Außerdem müssen Jugendliche darüber aufgeklärt werden, welche Folgen es haben kann, wenn sie etwa Nacktbilder von sich oder anderen teilen.

Dass sexuelle Bildung bzw. Aufklärung über die gesamte Lebensspanne hinweg eine wichtige Rolle spielt, wird von der WHO regelmäßig betont. Eine ganzheitliche Sexualerziehung kann dazu beitragen, dass erste sexuelle Kontakte später stattfinden und Verhütungsmittel wie Kondome benutzt werden, um die Übertragung von Geschlechtskrankheiten und ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

Umfassende sexuelle Bildung ist zudem für den Aufbau gesunder Beziehungen entscheidend, für die Prävention sexuellen Missbrauchs und um Diskriminierung zu verhindern. Wie also sieht eine zeitgemäße Sexualpädagogik aus? Warum gibt es in Österreich Nachholbedarf bei der sexuellen Bildung? Und sollte "Aufklärung" wirklich in der Schule stattfinden oder doch besser von den Eltern übernommen werden?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit der Soziologin und Sexualpädagogin Sabine Ziegelwanger und dem Sozialpädagogen Olaf Kapella, Mitglied der WHO-Expert:innengruppe für Sexualpädagogik. Und mit Ihnen: Rufen Sie an und reden Sie mit unter 0800 22 69 79 (kostenfrei aus ganz Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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