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Gedanken für den Tag
Ambivalenz und Abspaltung: das Geld
von Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler.
24. Jänner 2025, 06:57
Vom Geld lässt sich sagen, dass man es haben will und gleichzeitig so tut, als wolle man nichts mit ihm zu tun haben. Die dramatische Ambivalenz des Geldes offenbart sich an dem doppelsinnigen "Wert", der einmal idealistisch als ein moralisches Gut, das andere Mal materialistisch als Preis für eine begehrte Ware oder eine Dienstleistung verstanden wird.
Geld ist unanständig und das möchten wir ja nicht sein. Wir schämen uns für unser Interesse am Geld und beklagen halbwahr, dass es das zwischenmenschliche Verhältnis untergräbt. Das ist so triftig wie die gegenteilige Behauptung, dass dieses Medium die Möglichkeit zum friedlichen Aushandeln von wirtschaftlichen und sozialen Interessen, damit auch die der modernen Demokratie beinhaltet.
Der Scham entledigen wir uns gerne durch Abspaltung: Habgierig und für die schnöde Logik des Mammons sind stets die anderen. Der moderne Antisemitismus ist das wohl abschreckendste Beispiel solcher Abspaltung. Das alte antisemitische Motiv des hässlichen, weil geschäftstüchtigen Juden, der immerzu ans Geld denke, hängt ursächlich damit zusammen.
Jahrhundertelang war die Zinsnahme verboten, ohne die das Entstehen von Banken, großen Unternehmen und Projekten historisch unmöglich gewesen wäre; jene Möglichkeit, durch Geldverleih ein profitables Geschäft zu machen, indem man das Leihen zu einem einträglichen Tun macht. Der Fetisch Geld macht scheinbar den Traum vom Reichtum wahr. Umgekehrt haben Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus, eigentlich radikale Kontrahenten, die Abschaffung des vermeintlich unmenschlichen Geldes zum Programm erhoben. Aber Geld lässt sich nicht aus der Welt schaffen. Man kann lernen, anständig mit ihm umzugehen.
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Frederic Chopin 1810 - 1849
Vorlage: Wladyslaw Szpilman 1911 - 2000
Gesamttitel: THE PIANIST / Original Filmmusik
Titel: Walzer für Klavier Nr.3 in a-moll op.34 Nr.2
Anderer Gesamttitel: DER PIANIST
Untertitel: MUSIC FROM AND INSPIRED BY THE FILM
Solist/Solistin: Janusz Olejniczak
Länge: 01:20 min
Label: Sony Classical/Sony Music Soundtrax SK 87739