Verse from the block - I'm still, i'm still Jenny from the block

7. Februar 2025, 06:57

Jennifer Lopez wird 1969 nicht in Manhattan, sondern in der Bronx geboren. Ihre Eltern, puerto-ricanische Einwanderer, rackern sich ab, um den drei Töchtern ein Leben zu bieten. Jennifer verlässt das College, sie will Tänzerin werden. Mit Provinz-Musicals beginnend wird sie spätestens ab dem Bio-pic Selena zum Hauptrollenstar.

Ihr gelingt, was statistisch gesehen 0,0001 Prozent aller Migrant:innen dieser Welt gelingt: Sie wird vom Mädchen aus der Bronx zur Multi-Millionärin. Im Song "Jenny from the Block", aus dem Jahr 2002, verarbeitet sie diese unwahrscheinliche Karriere in einem ikonischen Refrain, bestehend aus zwei Vers-Paaren: "Don't be fooled by the rocks that i got/ I'm still, I'm still Jenny from the Block/ Used to have a little now I have a lot/ No matter where i go, I know where I come from."

Was drücken diese Verse aus? Stolz oder Schuldgefühl? Ist Jennifer Lopez stolz, dass sie geschafft hat, was kaum jemandem gelingt? Oder empfindet sie im Gegenteil eine giftige Art Schuld, die sie zwingt, Ritornell-artig zu insistieren, dass sie ihre Herkunft keinesfalls vergessen hat? Ist es denn Simmeringerinnen nicht gestattet, Diamanten zu tragen? Und muss eine Favoritnerin, die in Döbling landet, ad nauseam dem Viktor-Adler-Markt gedenken?

Biedere Kritiker nannten Jennifer Lopez' Verse "silly"; wohl, weil sie von jeher in Gediegenheit badeten und in ihrem Leben keinerlei soziologische Differenz-Erfahrung sammelten. Andere, denen Selbstgerechtigkeit nicht angeboren war, fühlten sich von Jennifer Lopez' Versen durchaus angesprochen: Kamala Harris zum Beispiel oder die U.S. Supreme Court-Richterin Sonia Sotomayor, selbst Kind puerto-ricanischer Eltern aus der Bronx, die sich bis heute gerne "Sonia from the Block" nennen lässt.

Jennifer Lopez' Verse sind also keinesfalls silly. Sie sind der hochpopuläre Ausdruck einer leider weniger populären Erfahrung.

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• Alexandra Mantler