Friedensreich Hundertwasser

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Diagonal

"Zur Person Friedensreich Hundertwasser - Alles unter einer Kappe!"

"Hütet euch vor der geraden und vor der betrunkenen Linie. Aber besonders vor der geraden Linie. Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit", postulierte Friedensreich Hundertwasser 1963 und feuerte damit seinen Frontalangriff auf die Rigidität der Moderne an, den er mit seinem "verschimmelungsmanifest gegen den rationalismus in der architektur" lanciert hatte und der in gegen Ikonen der Wiener Moderne wetternden Nacktreden Fortsetzung fand. Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon

1928 als Friedrich Stowasser in Wien geboren, überlebte er den Holocaust gemeinsam mit seiner jüdischen Mutter Elsa. In der Nachkriegszeit stieg Hundertwasser zu einem der führenden Künstler seiner Zeit auf. Die Spirale als wiederkehrendes Motiv, die bunten Farben, die mäandernden Linien wurden zu seinen Markenzeichen und zieren heute noch so manches Merchandise-Produkt. Die persönliche Entdeckung der Druckgrafik ermöglichte ihm eine weite Verbreitung seiner Motive; mit der Gestaltung von Briefmarken, Telefonwertkarten und alternativen Nummernschildern sickerte seine Ästhetik in die österreichische Alltagskultur ein. Seinem gesamten Schaffen zugrunde liegt sein Engagement für Umwelt- und Naturschutz, er gilt als Pionier der Ökologiebewegung und hat nicht nur das Logo der Umweltschutzbewegung und das Plakat für die Hainburg-Besetzung 1984 entworfen, sondern auch eine Humustoilette und eine Pflanzenkläranlage für Wasser entwickelt.

Mit dem Hundertwasserhaus in Wien konnte der Künstler seine architektonischen Ideen - etwa begrünte Dächer und das "Fensterrecht" - in einem kommunalen Wohnbau umsetzen. Die Anlage in der Löwengasse wurde gleich nach Errichtung 1986 zum Anziehungspunkt für Touristen - 70.000 kamen zur Eröffnung - und ist heute noch eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt. In Architekturkreisen galt Hundertwasser jedoch als Oberflächenbehübscher mit Hang zum Kitsch. Ist diese Ablehnung in informierten Kreisen heute noch gültig oder werden seine Ideen von einer jungen Architekten-Generation gewürdigt? Was macht Hundertwassers ungebrochene Popularität aus? Und welchen Stellenwert nimmt sein Schaffen international ein?

Anlässlich des 25. Todestages des Künstlers fragen wir u.a. bei der ehemaligen Mitarbeiterin Veni Inge Labi und beim Kurator Robert Fleck nach, welche Strahlkraft Hundertwassers Vision von einem naturnahen Bauen heute hat; wir unternehmen Ausflüge nach Neuseeland, wo er 150.000 Bäume gepflanzt hat, ins Kamptal zum Hundertwasser-Architekten Peter Pelikan, in den Garten Eden auf der venezianischen Insel Giudecca und nach Tulln, wo das Schiff "Regentag" vor Anker liegt. Zu hören sind aber auch Stimmen, die den Mythos Hundertwasser kritisch betrachten. Denn auch die gibt es nach wie vor. Ein Besuch im Hundertwasser Village, wo die Verbindung von Kunst und Kommerz verdichtet zu erleben ist, darf dabei nicht fehlen.

Service

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Hundertwasser gemeinnützige Privatstiftung

Kunst Haus Wien. Museum Hundertwasser

Schiff "Regentag"

Sendereihe

Gestaltung

  • Ines Mitterer
  • Anna Soucek