Irgendwas mit Liebe

10. Februar 2025, 06:57

Als Radio Ö1 mich gebeten hat, eine Woche lang über die Liebe zu sprechen, habe ich zugesagt, ohne nachzudenken. Sofort. Und damit ist eigentlich zur Hälfte beschrieben, was ich für das Wesen der Liebe halte.

Ja zu sagen, bevor man überhaupt ins Denken kommt. Ja zu einer Landschaft, ja zu deren Geruch oder zum feuchten Kuss mit einem Menschen, der, wenn man ihn näher kennenlernt, frappant der Mutter ähnelt oder dem Vater oder beiden. Mit diesen Vertraulichkeiten müssen wir leben, auch damit, dass wir letztlich alle Brüder und Schwestern sind, die es manchmal schaffen, sich zu trennen, oder trotz allem zusammenbleiben, beides aus irgendeiner Form von Liebe, die im Umgang mit ihren Ursprüngen, je nach Spielraum, mehr oder weniger Eigensinn entfalten darf. Na Mahlzeit. Worauf habe ich mich da wieder eingelassen? Was soll ein Hanswurst im Radio über die Liebe sagen?

Mit dieser Frage wende ich mich also an einen Freund, ein ausgewiesener, hochdekorierter Biologe, der am Telefon nicht lange fackelt: "Die Präriewühlmaus lebt monogam, im krassen Gegensatz zur Bergwühlmaus, einer radikalen Polygamistin. Das ist so, weil die Präriewühlmaus beim Kuscheln gewaltige Mengen Oxytocin produziert, und dieses Hormon macht monogam. Wir wissen das genau. Weil, nimmt man der Präriewühlmaus das Oxytocin, so wird sie schlagartig zur Bergwühlmaus. Meine Empfehlung für junge Paare: Hormonstatus erheben lassen. Das sag im Radio."

Das wäre hiermit erledigt. Und es fühlt sich gut an, für den Moment. Das Wesen der Liebe hat allerdings noch eine zweite Hälfte. Irgendwie umgehen mit folgender Gewissheit: Morgen ist auch noch ein Tag.

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• Alexandra Mantler