Michel Sénéchal, 1974

PICTUREDESK.COM/ROGER VIOLLET/COLETTE MASSON

Stimmen hören

Eine Frage von Stil und Charakter

Französische Tenöre - wie sie klangen, wie sie klingen.

Warum wird der aktuell stärkst umworbene Benjamin Bernheim willkommen geheissen wie ein Messias? Weil in Bernheims stimmlicher Gestaltung nach langer Pause, in der nur Roberto Alagna da war, die Aufgabe zu schultern, wieder erkennbar wird, wie sehr das französische Repertoire von der Bühne bis zum Lied speziellen Klang, speziellen Tonfall, spezielles Timbre, speziellen Umgang mit der Sprache braucht, um ganz ins Leben zu treten. Doch auch Bernheim kann (was Alagna zumindest versuchte) nicht alle Facetten "des" französischen Tenors abdecken, den es einst ja in sämtlichen denkbaren Schattierungen von lyrischem Flüstern bis zur heldischen Attacke gab. Welche Schätze warten da im Bereich historischer Aufnahmen darauf, gehoben zu werden! Alain Vanzo und Michel Sénéchal, Tony Poncet und Guy Chauvet lassen sich noch in recht neuzeitlichem Klang abrufen; mit Georges Thill und José Luccioni erreichen wir die Schellack-Generation; Künstler wie Charles Dalmorès, Lucien Muratore, Léon Campagnola, César Vezzani und Gaston Micheletti lassen uns als noch im 19.Jahrhundert Geborene in eine völlig vergessene Welt eintauchen. Warum übrigens so viele Familiennamen, die "nach Italien" klingen? Aus Korsika strömte den französischen Opernbühnen lange regelmäßig Tenöre-Nachschub zu!

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel