Gedanken für den Tag

Poet der Farben

Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien, zum 40. Todestag von Marc Chagall

Anhand einzelner Gemälde beleuchten Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien in ihren "Gedanken für den Tag" Marc Chagalls Leben und Schaffen als einer der breitenwirksamsten Maler der Moderne. Im Zentrum steht dabei seine Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen und universellen Themen wie Liebe, Leid und der Suche nach Identität. Als jüdischer Maler im mediterranen Frankreich - dem Mekka der modernen Kunst - entwickelte Chagall eine Bildsprache, die kulturelle und religiöse Grenzen überwand und in ihrer poetischen Symbolik Menschen unterschiedlichster Hintergründe ansprach. Seine Werke sind geprägt von einer einzigartigen Farbigkeit und Motiven, die zwischen Realität und Traumwelt schweben. Bilder wie "Der Spaziergang" oder "Über der Stadt" feiern die Lebensfreude und die Liebe, während Werke wie die Gouache aus den 1940er Jahren - ein Gekreuzigter mit Malerpalette und Pinsel - den Künstler als Visionär und Vermittler darstellen. Auch seine Begeisterung für den Zirkus und die Musik findet in seinen Gemälden Ausdruck und zeigt die Vielfalt seines künstlerischen Kosmos.

Die "Gedanken für den Tag" widmen sich besonders Chagalls malerischem Dialog mit der Bibel, die ihn seit Kindheit faszinierte, wie er einmal sagte: "Sie scheint mir noch immer die bedeutendste Quelle der Dichtung aller Zeiten zu sein. Seither suche ich im Leben wie in der Kunst nach ihrem Widerschein." Chagalls Schaffen ist nicht nur ein Brückenschlag zwischen verschiedenen religiösen Traditionen, sondern auch ein Manifest für die universelle Kraft der Kunst, Fantasiewelten zu schaffen, die über das Materielle hinausgehen. Seine farbenfrohen Werke, von den Glasfenstern in Synagogen und Kirchen bis hin zu ikonischen Gemälden wie "Die weiße Kreuzigung", verdeutlichen, wie Kunst zu einem Raum des Dialogs und der Verständigung werden kann.

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