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Gedanken für den Tag
Steiners Rassenlehre
von Dirk Schuster, Religionswissenschafter.
3. April 2025, 06:57
Dieser Text wurde am 18.4.2025 aktualisiert.
Als Steiner sein religiös-evolutionäres Weltbild zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkündet hat, steuerte die pseudowissenschaftliche Rassenkunde auf ihren ersten Höhepunkt zu.
"Reinheit der Rasse", "Reinheit des Blutes" und "Gesundzüchtung" galten als Schlüsselbegriffe zur Überwindung vermeintlicher Krisen. Mit der Entwicklung einer eigenen Rassentheorie als Bestandteil der anthroposophischen Evolutionserzählung knüpfte Steiner an die gesellschaftlichen Debatten seiner Zeit nahtlos an.
In Steiners Kosmologie der sieben Planetenstufen befände sich die Gegenwart in der vierten Stufe, der Erdenstufe, wie er es nannte. Diese durchlaufe wiederum sieben Epochen, die Steiner als "Wurzelrassen" bezeichnete. Es überrascht nicht, denkt man an die Rassendiskurse jener Zeit, dass er die fünfte, derzeitige Epoche, als die "arische Wurzelrasse" bezeichnete. Für Steiner war dieser evolutionäre Prozess jedoch nicht biologistisch-rassistisch gedacht, sondern eine spirituell geistige Bewusstseinsentwicklung der Menschheit.
Dennoch war sein Konzept nichts anderes als eine Fortschrittserzählung vermeintlicher Rassen, unter denen die weiße Rasse führend sei. (1) Die indigene Bevölkerung Amerikas war hingegen für Steiner lediglich eine degenerierte Rasse, ebenso die Bevölkerung des Subsahararaums und noch viele weitere. Innerhalb der weißen Rasse waren es wiederum - wen wundert es - die Deutschen, die als evolutionäre Elite die menschliche Entwicklung voranbrächten.
Bereits mehrfach schritt in jüngster Zeit die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gegen einzelne Werke Steiners ein. Und dennoch fällt es manchen Anthroposophen bis heute schwer, sich kritisch mit diesem Teil von Steiners Erbe auseinanderzusetzen. Es muss zwar klar gesagt werden, dass es bei Steiner nie zu einer Ausbildung eines Rassismus gekommen ist, der die Unterwerfung oder gar Ausrottung anderer zum Ziel hat. Dennoch ist 100 Jahre nach Steiners Tod eine vollumfängliche kritische Auseinandersetzung mit diesem Teil seiner Lehre weiterhin notwendig.
(1) Siehe u.a. S. 9 aus dem "Frankfurter Memorandum: Rudolf Steiner und das Thema Rassismus" von Ramon Brüll und Jens Heisterkamp vom September 2008: "So sprach Steiner etwa mit Selbstverständlichkeit über die scheinbare ,Ungerechtigkeit der Natur, dass sie den einen zu einem Dasein in einer tief untenstehenden Menschenrasse verurteilt und den anderen zu einer scheinbar vollkommenen Rasse heraushebt' und hielt es für gegeben, dass ,die kaukasische Rasse . die eigentliche Kulturrasse' darstelle."
Service
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Brubeck
Album: Brubeck & Desmond
Summer song
Ausführende: Dave Brubeck
Ausführende: Paul Desmond
Länge: 03:17 min
Label: AM 394915