Alexia Weiss

Nurith Wagner-Strauss

Gedanken für den Tag

Gedenktage

von Alexia Weiss, Journalistin und Autorin

Viele jüdische Feste erinnern an Ungemach in der Vergangenheit: Das morgen Abend beginnende Pessachfest entführt ins alte Ägypten und erzählt vom Auszug der Israeliten. Zu Chanukka wird die Wiedereinweihung des Tempels nach dessen Zerstörung durch die Griechen gefeiert. Das Purimfest erinnert an die Rettung der Juden und Jüdinnen im Persischen Reich durch Königin Ester.

Es gibt inzwischen aber auch institutionalisiertes Gedenken an ein zeitlich kürzer zurückliegendes einschneidendes Ereignis: die Schoa. Der sechs Millionen ermordeten Juden wird nun am Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner gedacht. An diesem Tag im Jahr 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit.

In Israel wird der Jom HaSchoa am 27. Nissan im jüdischen Kalender - dieses Datum fällt meistens in den April oder Mai - begangen. Man will dabei an den Aufstand im Warschauer Ghetto rund um diesen Tag im Jahr 1943 erinnern. Bewusst hat man sich hier entschieden, den Widerstand in den Mittelpunkt zu rücken.

Das Pogrom, das Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 an Juden und Jüdinnen, aber auch Menschen anderer in Israel lebender Gruppen - von israelischen Arabern bis hin zu Gastarbeitern - begangen haben, hat in der jüdischen Geschichte für eine neue Zäsur gesorgt. Der 7. Oktober hat nicht nur Israel verändert, sondern auch das Leben von Juden und Jüdinnen weltweit. In der jüdischen Welt steht der 7. Oktober so für sich wie der 11. September.

Und so frage ich mich, ob es für den 7. Oktober eines Tages genauso ein institutionalisiertes Gedenken geben wird wie für die Schoa. Und welchen Aspekt man bei der Formung dieses neuen Erinnerungstages dann in den Vordergrund rücken wird.

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Sendereihe

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Playlist

Komponist/Komponistin: Trad.
Bearbeiter/Bearbeiterin: Nachum Heiman
Gesamttitel: AUTHENTIC ISRAEL
Titel: Kol nidrei
Länge: 01:30 min
Label: Sonoton SAS 061

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