Ö1 Jazznacht
Die Rattenfängerin mit dem Jazzcello: Asja Valcic
Cellistin Asja Valcic über ihr neues Solo-Album, Sofia Labropoulou & Christian Reiner 2024 im RadioKulturhaus
12. April 2025, 23:03
Auch wenn es in den letzten Jahren prominenter geworden ist, das Cello würde man in erster Linie wohl nicht dem Jazz zuordnen. Die in Zagreb geborene, in Slowenien aufgewachsene, in Wien beheimatete Cellistin Asja Valcic kann mit Fug und Recht als Pionierin dieser raren Disziplin bezeichnet werden. Seit rund 20 Jahren bewegt sie sich im fruchtbaren Feld zwischen Klassik, Improvisation und Jazz.
Asja Valcic reüssierte als Solistin in klassischen Orchestern ebenso wie mit dem radio.string.quartet oder den Duopartnern Klaus Paier und Raphael Preuschl. Die international erfolgreiche Cellistin, deren prägnante Begleitung von Jan Lundgren, Iiro Rantala und Ulf Wakenius geschätzt wird, hat nun ihr erstes Solo-Album namens "Inner Voice" vorgelegt, das auch als musikalische Autobiographie verstanden werden kann.
Schon bei den ersten Tönen verfällt man Asja Valcics intonatorisch wie rhythmisch unfassbar präzisem Spiel, dem nie, nie der Erzählfaden aus den Fingern gleitet. Man folgt den Fußstapfen der Musikerin von Barockem zu Improvisiertem, wie man sich an die magischen Fersen eines Rattenfängers heftet - mit wachsendem Staunen und hypnotischer Selbstvergessenheit. Bleibt zu hoffen, dass Asja Valcic im Gespräch mit Verena Göltl genauso beherzt ihrer "inneren Stimme" Zeit und Raum gibt.
Als Ö1 Konzertaufnahme erwartet uns ein Mitschnitt vom 3. Oktober 2024 aus dem Studio 3 des ORF-Radiokulturhauses in Wien: Dort trafen an diesem Abend die Kanun-Spielerin Sofia Labropoulou und der Vokalist und Sprecher Christian Reiner aufeinander. Christian Reiner hat eine Stimme, in die man hineinfallen möchte, wenn er auf unverwechselbar intensive Art Texte von Ingeborg Bachmann, Friedrich Hölderlin oder Pier Paolo Pasolini rezitiert.
Meditative Kräfte entfaltet auch der Klang der Kanun (orientalische Kastenzither) in den Händen von Sofia Labropoulou. Die gebürtige Griechin lebt in Wien und verbindet griechische und osmanische Traditionsmusik mit Pop und Moderne. Beide, sowohl Labropoulou als auch Christian Reiner, sind inspiriert von Dichtung und Mythologie, Improvisation und stilistischer Offenheit. Zunächst jeweils solo, gipfelt der Konzertabend am Ende in einem Duo-Furioso. Dranbleiben lohnt sich doppelt!
Sendereihe
Gestaltung
- Verena Göltl