Literatur am Feiertag

Markus Meyer liest Gedichte zum Thema Vertrauen

Vertrauen, Du Mutter aller Liebe (Theodor Fontane)

Wir haben eine Vertrauenskrise - so liest man immer wieder. Die Menschen hätten immer weniger Vertrauen auf staatliche und gesellschaftliche Institutionen. Sind wir auf dem Weg zu einer ängstlichen Gesellschaft, in der jeder jedem misstraut? Was ist überhaupt Vertrauen? Sei es Gottvertrauen, Vertrauen auf eine höhere Macht, das Schicksal, die Mitmenschen oder auch auf sich selbst: Eigentlich geht es um ein Gefühl, das hinter dem Satz "Alles wird gut!" steht. Weil man sich nicht vor allen Eventualitäten fürchten kann, vertraut man. Vertrauen ist die Basis, um zu handeln, anstatt sich zu fürchten, zu zweifeln oder gegen alles zu opponieren. Vergleicht man unsere heutige Lebensführung mit der aus früheren Zeiten fällt auf, dass ein Kontrollbedürfnis an die Stelle von grundsätzlichem Vertrauen getreten ist. "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!" heißt es.

Vertraute man früher auf persönliche Empfehlungen und Gefühle, prüft man heute immer häufiger in Vergleichsportalen oder Internetbewertungen. "Es ist, als würden wir uns einreden, dass wir niemandem mehr vertrauen können, damit wir niemandem mehr vertrauen müssen," schreibt der Luzerner Philosoph Martin Hartmann. Während der Wert des Vertrauens sinkt, steigt die Bedeutung der Transparenz oder wahlweise der Kontrollierbarkeit. Alles wird dokumentiert und evaluierbar gemacht. An die Stelle des Vertrauensvorschusses tritt gleichsam der Rechenschaftsbericht. Das verhindert böse Überraschungen, aber vielleicht auch positive.

In Gedichten und Texten von Rainer Maria Rilke, Wilhelm Busch, Hermann Hesse, Leo Sachse, Erich Kästner, Eugen Hermann von Dedenroth, Marie Paschke- Diergarten, Ilse Aichinger, Bertolt Brecht, Christian Fürchtegott Gellert u.a. wird über die Vor- und Nachteile nachgedacht, die das Vertrauen mit sich bringen kann- für einen selbst und im Miteinander. Gesprochen von Markus Meyer.

Text: Markus Meyer

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