Zwischenruf
Realistisch und doch hoffnungsvoll - In memoriam Papst Franziskus
von Regina Polak, Theologin und Religionssoziologin
27. April 2025, 06:55
Am 26. April ist Papst Franziskus beigesetzt worden. Eine Stimme der Hoffnung - das wollte er sein in einer Zeit globaler Krisen und Katastrophen - ist verstummt.
Trotz aller Kritik, die dieser Papst an der Globalisierung der Gleichgültigkeit, dem weltweiten Unrecht und der Ungerechtigkeit geübt hat, war er aufgrund seines tiefen Glaubens davon überzeugt: Die Menschheit kann eine gute Zukunft haben. Allerdings unter einer konkreten Bedingung: dass sie sich in Geschwisterlichkeit und Solidarität den Herausforderungen der Gegenwart stellt - der Armut, der Migration, dem Klimawandel, dem Ringen um eine gerechte Wirtschaftsordnung und dem Frieden.
Als sensibler Diagnostiker der "Zeichen der Zeit" hat er vieles frühzeitig angesprochen: Schon 2019 - noch bevor in der europäischen Politik von einer "Zeitenwende" die Rede war - wies er immer wieder darauf hin, dass die aktuelle Situation einen Epochenwandel darstellt, der so vieles verändert: die Art, wie gelebt wird und wie Beziehungen geführt werden; die Beziehungen zwischen den Generationen und die Verhältnisse von Glauben und Wissenschaft. Für ihn war klar, dass Rückzug keine Option ist. Vielmehr forderte er dazu auf, sich von den Herausforderungen der heutigen Zeit befragen zu lassen und sich ihnen in Offenheit und mit Geduld zu stellen.
Er wünschte sich die Bereitschaft und den Mut, sich zu verändern, und war davon überzeugt, dass dadurch die Welt menschlicher werden würde. Dabei war er keineswegs naiv. Er wusste um die Erschütterungen, die die Krisen der Gegenwart für die Prioritäten des eigenen Lebensstils bedeuten. Er wusste, welche Angst, welche Aggression, welche Gewalt sie auslösen können. Für mich ist angesichts dieser Gefahren seine Mahnung wegweisend: "Krisen sind Prüfungen, die einzelne und ganze Völker betreffen. In Krisen geraten bedeutet "gesiebt" zu werden, denn man überschreitet eine Schwelle und kommt aus ihnen nicht so heraus, wie man hineingegangen ist. In Krisen zeigen Menschen, wer sie wirklich sind. Deshalb sind Krisen Zeiten der Unterscheidung und der Entscheidung. Wollen sie bestanden werden, müssen wir uns verändern, um als bessere Menschen daraus hervorzugehen. Und dazu muss man sich vom Leiden der Menschen anrühren lassen."
Mit seinen zahlreichen Schreiben zu den Weltproblemen und mit dem innerkatholischen Synodalen Prozess hinterlässt Papst Franziskus ein großes Erbe. Dieses ermöglicht es allen, die seine Vision einer geschwisterlich lebenden Menschheit teilen, die Fackel der Hoffnung durch all die Verwerfungen der Gegenwart hindurch weiter voranzutragen. Es zeigt Wege auf, den Leidenden, den Resignierten, Mutlosen und Verzweifelten durch Empathie eine andere Zukunft zu ermöglichen.
Als Jorge Mario Bergoglio gewählt wurde, hatten ihn viele als Übergangspapst gesehen. Andere hatten radikale Änderungen, etwa das Ende der Ehelosigkeit für Priester, erwartet. Er hat Vorhersagen wie diesen nicht entsprochen. Er ist seinen eigenen Weg gegangen. Persönlich bescheiden und unkonventionell hat er eine Basis für Veränderung geschaffen. Ich wünsche mir, dass seine Nachfolger darauf aufbauen.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Urheber/Urheberin: Astor Piazolla
Gesamttitel: Archivproduktion Adrian Buzac u.Freunde;Funkhaus Dornbirn;18.11.2009
Titel: 4. Tanti anni prima (Bearbeitung für Klavier, Oboe und Sopransaxophon)
Ausführender/Ausführende: Adrian Buzac /Oboe
Ausführender/Ausführende: Livia Hollo /Klavier
Ausführender/Ausführende: Allen Smith /Fagott
Ausführender/Ausführende: Fabian Müller /Saxophon
Ausführender/Ausführende: Andres Angel /Gitarre
Ausführender/Ausführende: Sergio Wagner /Kontrabass
Länge: 04:33 min
Label: Tonos Musikverlag, Darmstadt