Spielräume
Als der Pop crashte: "Favorite Record" von Convertible
Musik aus allen Richtungen mit Johann Kneihs. Hans Platzgumers musikalische Bilanz einer toxischen Phase
2. Mai 2025, 17:30
In den 1980ern und frühen 1990ern - seinen jungen Jahren - war der Musiker Hans Platzgumer aus Innsbruck auf dem steilen Weg "nach oben". Wien wie auch Westberlin waren bald zu klein für den Ausnahmegitarristen. Ab 1989 lebte er in New York und machte als Frontman der Band H. P. Zinker in der US-Grunge-Szene Furore. 1995 löste sich die Band in Chaos und Drogen auf.
Seither war und ist Hans Platzgumer auf ruhigere Art musikalisch tätig: als vorübergehendes Mitglied der Goldenen Zitronen, als Komponist von Film- und Theatermusik, als Produzent und Songwriter in einer Vielzahl von Bandprojekten. Er hat aber auch als Autor reüssiert, zunächst mit dem autobiografischen Bericht "Expedition: Die Reise eines Underground-Musikers in 540 KB", in der Folge mit einer Reihe von Romanen.
30 Jahre nach dem turbulenten Ende von H. P. Zinker ist jetzt Platzgumers Essay "What Goes Up Must Come Down - Kleine Geschichte der Popmusik" erschienen - so wie zeitgleich eine neue Veröffentlichung seiner Band Convertible. Sie ist das achte und "ultimative" Album, wie Platzgumers Ankündigung lautet - also möglicherweise das letzte Produkt der langjährigen Zusammenarbeit mit Texterin Hannah MacKenna, realisiert von Sänger und Komponist Platzgumer mit weiteren Instrumentalisten.
"Heb' die Nadel von der Platte, dieses Stück ist schon zu oft gespielt worden. Wir sind in der Rille steckengeblieben - dort, wo alles schiefgegangen ist." - So heißt es in einem der mehrdeutigen Songs. Das Album "Favorite Record" lässt sich auf mehrfache Weise hören: als Bilanz einer toxischen Beziehung, Kommentar zu schieflaufenden gesellschaftlichen Entwicklungen und/oder als Abgesang auf eine bestimmte Art und Phase der Popmusik.
Service
Ein Ausschnitt aus Hans Platzgumers Essay war am 25. 4. in den Ö1 Radiogeschichten zu hören: https://oe1.orf.at/programm/20250425/792093/Der-Oe1-Essay-von-Hans-Platzgumer