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Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen
"Die Russen kommen und gehen wieder"
Ein Gott, der nicht wegläuft - Aspekte der Bibel +++ Das Who is Who von Ostern - Einblicke in die Personengruppe des biblischen Ostergeschehens +++ Jenseits von Glamour und Gloria - Gedanken zum Florianitag +++ HELLwach - Hommage an einen Verschwundenen +++ "Die Russen kommen und gehen wieder" - Erinnerungen an das Nachkriegswien
4. Mai 2025, 07:05
1. Ein Gott, der nicht wegläuft - Aspekte der Bibel (Johannes 10, 11-16)
"Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie", heißt es im Johannesevangelium, übersetzt von Martin Luther. Wenn Jesus darin von sich sagt "Ich bin der gute Hirte", dann beschreibt er damit etwas vom Wesen Gottes, das er zu zeigen versucht. So deutet der evangelische Theologe und Pfarrer Johannes Modeß jene Bibelstelle, die für den 2. Sonntag nach Ostern, heuer der 4. Mai, im Zentrum evangelischer Gottesdienste steht.
2. Das Who is Who von Ostern - Einblicke in die Personengruppe des biblischen Ostergeschehens
Die Freunde - Über Feigheit, Verrat und allzu Menschliches
Nach der katholischen Leseordnung wird am Sonntag, 4. Mai, also inmitten der Osterzeit, die bis Pfingsten andauert, eine weitere Erscheinung des Auferstandenen erzählt. Der auferstandene Jesus offenbart sich laut diesem Abschnitt des Johannesevangeliums Petrus, Thomas, Natanael, den Söhnen des Zebedäus und zwei weiteren Jüngern von ihm. Das können diese nur schwer fassen. Um Freunde und Anhänger, um Menschliches und allzu Menschliches geht es auch im dritten Teil von Stefanie Jellers Reihe "Das Who is Who von Ostern".
3. Jenseits von Glamour und Gloria - Gedanken zum Florianitag
Florian, so wird überliefert, war ein römischer Beamter, der im Altertum im römisch besetzten Lauriacum - dem heutigen Lorch in Enns, Oberösterreich - gelebt hat. Nachdem er zum damals verbotenen christlichen Glauben übergetreten war, hat er sich fortan geweigert, römischen Gottheiten Opfergaben darzubieten. Dies wurde von den römischen Staatsbeamten nicht toleriert, sie suspendierten ihren ehemaligen Kollegen vom Dienst und schickten ihn in die Verbannung. Nur kurze Zeit später erfuhr Florian, dass einer christlichen Glaubensgruppe in seinem ehemaligen Wohnort der Prozess gemacht wurde. Florian reiste trotz seiner Verbannung zu dieser Verhandlung, um seine Glaubensgeschwister zu unterstützen. Dabei wurde er verhaftet und mit den anderen Christen zum Tod verurteilt. Die Vollstreckung erfolgte am 4. Mai des Jahres 304, weshalb der 4. Mai als sein Gedenk- und Namenstag gilt. Der später als Heiliger verehrte Florian wurde an diesem Tag mit einem Mühlstein beschwert und in der Enns ertränkt. Im Laufe der Jahre wurde Florian als Patron der Feuerwehrleute verehrt und wird unter anderem mit einem Kübel Löschwasser dargestellt. Gedanken zu einem "ganz praktischen Typen, der einfach dort war, wo man ihn gebraucht hat, um zu helfen" vom Journalisten und Schriftsteller Herbert Maurer.
4. HELLwach - Hommage an einen Verschwundenen
Am kommenden Samstag hat der Filmessay "Hellwach" von Filmemacherin Carola Mair Weltpremiere, ab 7. Mai ist er in österreichischen Kinos zu sehen. Im Zentrum steht der Avantgarde-Autor und Senner Bodo Hell, der seit 11. August 2024 als vermisst gemeldet ist. In der Zeit davor hat die Produktion ihn bei seiner Arbeit begleitet, zeigt ihn beim Käse-Machen ebenso wie bei Performances und Lesungen. In langsamen, poetischen Bildern entstehen Einblicke in seine Welt und seine Anliegen wie Frieden, Demut, Umweltschutz und (im guten Sinn) Bewahrung alter Weisheit. Sehenswert, meint Lebenskunst-Filmrezensentin Brigitte Krautgartner.
5. "Die Russen kommen und gehen wieder" - Erinnerungen an das Nachkriegswien
Sie haben zu den Befreiern von der nationalsozialistischen Tyrannei gehört - und haben doch viele Menschen in Todesangst versetzt: die sowjetischen Soldaten, Besatzungsmacht in Österreich bis 1955, von den meisten einfach "die Russen" genannt. Auch die Mutter der 1950 in Wien geborenen evangelischen Pfarrerin i.R., der Gefängnisseelsorgerin und Autorin Christine Hubka, war in großer Sorge. Sie hatte unmittelbar nach dem Krieg in Siebenbürgen erleben müssen, wie Frauen und Mädchen zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt wurden. Als fünfjähriges Kind, aufgewachsen im 3. Bezirk Wiens, versteht Christine Hubka kaum etwas von den Befürchtungen der Erwachsenen. Und schon gar nicht versteht sie, warum sie an einem Sonntag Mitte Mai nicht etwa auf den Spielplatz im Schweizergarten darf, sondern an der Hand ihrer Großmutter zum langweiligen Belvedere gehen muss.
Service
Buch: Christine Hubka, "Im Nachkriegshaus", Verlag plattform HISTORIA
Aspekte der Bibel
Carola Mair - Hommage an Bodo Hell