Menschenbilder

Hannah Lessing - Die Republik Österreich und ihre Verantwortung für die NS-Opfer

Mehr als Zeichen setzen. Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus

Fünfzig Jahre nach ihrer Gründung setzte die Republik Österreich den wohl wichtigsten Schritt zur Anerkennung und Aussöhnung mit den Opfern des Nationalsozialismus. 1995 beschloss der Nationalrat die Errichtung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Mit der Leitung wurde die junge Ökonomin Hannah Lessing beauftragt, geboren 1963 in Wien, damals in der Erste Bank tätig. Sie sprach mehrere Sprachen, darunter Hebräisch, denn sie hatte in Israel gelebt. Und sie wusste aus eigener Familienerfahrung, worum es ging: Ihr Vater Erich Lessing, später berühmter Fotograf, konnte 1939 nach Palästina entkommen - während seine Mutter, Hannah Lessings Großmutter, ermordet wurde.

In den dreißig Jahren seines Bestehens hat der Nationalfonds vielfältige Aufgaben übernommen. Dazu gehörten Geldzahlungen an Opfer des Nationalsozialismus aus Österreich wie auch Entschädigungen für enteignete Wohnungen und Wertgegenstände. Hannah Lessing war Teil der österreichischen Delegation zur Vorbereitung des Washingtoner Abkommens, das mit der Beendigung aller Sammelklagen für die Republik Österreich Rechtssicherheit schuf - eine Voraussetzung für die Einrichtung des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus, von 2001 bis 2022 ebenfalls geleitet von Hannah Lessing.

Viele weitere Funktionen hat Hannah Lessing im Lauf der Jahre ausgeübt, unter anderem als Mitglied im Präsidium des Internationalen Auschwitz Komitees - der Nationalfonds koordinierte die Neugestaltung der Österreich-Ausstellung, als Vertreterin des Nationalfonds im Internationalen Beirat Mauthausen oder als Leiterin des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich. Aus der Kommunikation mit Tausenden Menschen innerhalb und außerhalb Österreichs, ihren Angehörigen und Nachfahren ist ein einzigartiges Archiv entstanden, unter anderem mit der Dokumentation zahlreicher Lebensgeschichten.

Für ihre Verdienste hat Hannah Lessing zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Am 5. März 2025 wurde sie in Paris zum Ritter der Ehrenlegion ("chevalier de la Légion d'honneur") ernannt.

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Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus

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