Gedanken
Klaus Ottomeyer, Psychotherapeut und Soziologe
"Grenzen und Möglichkeiten der Empathie"
18. Mai 2025, 09:05
Eigentlich wollte Klaus Ottomeyer, Jahrgang 1949, Zoologe werden, inspiriert vom Verhaltensforscher Konrad Lorenz. Aber seine Jugend im Deutschland der 1960er Jahre führte dazu, dass sich der gebürtige Frankfurter immer mehr für den Homo Sapiens interessierte. Lehraufträge führten den Soziologen durch ganz Deutschland, bevor er 1983 an die Universität Klagenfurt berufen wurde, wo er bis zu seiner Pensionierung 2013 die Abteilung für Sozialpsychologie, Ethnopsychoanalyse und Psychotraumatologie leitete. Seine Schwerpunkte sind Arbeit mit ausländischen und inländischen Opfern von Gewalt sowie Psychologie des Rechtsextremismus. "Ein Trauma ist eine Verletzung, in unserem Fall vor allem der Seele, des seelischen Gleichgewichts - meistens verbunden mit einer großen Erschütterung des Vertrauens in die Welt, in sich selbst und manchmal auch in Gott. Die Bewältigungsstrategien, die wir haben, funktionieren dann auf breiter Front nicht mehr, und es breitet sich eine ziemlich grundlegende Hilflosigkeit und Verzweiflung aus."
Der mittlerweile emeritierte Universitätsprofessor untersuchte viele gesellschaftliche wie politische Phänomene. Er setzte sich u.a. in mehreren Publikationen mit dem Aufstieg von Jörg Haider auseinander. Dafür wurde er von der politischen Rechten als "Boulevard-Psychologe" bezeichnet. "Darauf bin ich ein bisschen stolz", sagt der 76-Jährige heute rückblickend, "ich kann mich sehr schön wissenschaftlich-kompliziert ausdrücken, das beherrsche ich wirklich. Aber ich kann diese psychologischen Zusammenhänge und die Faszination von Verführung, das überall auch in der Werbung passiert, das kann ich ganz gut erklären. Sowohl in der Therapie als auch medial, von daher finde ich diese Bezeichnung toll."
Seine psychologische Kompetenz bei Traumabewältigung stellt er noch immer dem Verein Aspis zur Verfügung, einem Klagenfurter Forschungs- und Beratungszentrums für Opfer von Gewalt. Aspis kümmert sich auch um Kriegsflüchtlinge und um Menschen, denen die Abschiebung droht.
Sendereihe
Gestaltung
- Gerhard Hafner