Nach dem Tod eines Kindes

12. Juni 2025, 13:00

Das School Shooting in Graz bedeutet für viele Menschen einen Albtraum, der kaum in Worte zu fassen ist: Kinder, die in der Früh zur Schule gehen, kommen nie wieder nach Hause zurück. Das eigene Kind, die Schwester, der Bruder wurde gewaltsam aus dem Leben gerissen. Wie können Eltern, Geschwister, Familien, Freundinnen und Freunde den Tod eines jungen Menschen bewältigen? Was hilft Menschen nach dem Tod von Angehörigen, wenn sie nicht Abschied nehmen konnten? Wie können Bekannte, Arbeitskolleg:innen und die Gesellschaft trauernde Familien und verwaiste Eltern unterstützen?

"Zu lange habe ich selbst eine Maske getragen und mich mit meiner Trauer versteckt", schreibt Katrin Biber auf ihrer Homepage SeelenSport und ausführlicher in ihrem Blog. "Unsere Gesellschaft hat sich in den Jahren angeeignet, (Trauer)gefühle klein oder wegzureden, anstatt anzuerkennen und mitfühlend auszuhalten". Katrin Biber beschreibt sich als Trauernde und Überlebende; 2013 wurde ihre damals 21-jährige Schwester Larissa von deren damaligem Freund ermordet. "Nach Monaten im Sumpf der Verzweiflung und der unendlichen Tiefen der Trauergefühle, fiel ich in ein Loch ohne Boden", schreibt sie und schildert, wie sie gegen die Trauer ankämpfte. Dann entdeckte sie Sport für sich und fand Zugang zu ihren Gefühlen. Vor 10 Jahren begann Katrin Biber die Arbeit an ihrem Projekt "SeelenSport" - ein Bewegungskonzept speziell für Trauernde.

Der Tod eines Kindes - sei es durch einen Unfall, Krankheit, eine Gewalttat oder Suizid - stürzt nicht nur die zurückgebliebene Familie oft in eine schwere Krise, auch das Umfeld, Helferinnen und Helfer und Behörden stehen verwaisten Müttern und Vätern und ihrer Trauer oft hilflos gegenüber. Oft wissen auch Nahestehende nicht, wie sie dem großen Verlust gerecht werden können, wie sie sich verhalten sollen. Der Tod ist ein Tabu in unserer Gesellschaft. Silvia Langthaler hat viele Familien sowie Kinder und Jugendliche von unheilbar kranken und sterbenden Menschen begleitet. Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin hat sechs Jahre auf der Palliativstation im CS Caritas Socialis Hospiz Rennweg in Wien gearbeitet und dort im Jahr 2010 im Auftrag der Schwesterngemeinschaft die Beratungs- und Hilfseinrichtung Roter Anker gegründet. Dort begleitet und berät sie Kinder und Jugendliche, leitet Trauergruppen und Lehrgänge für Sterbe- und Trauerbegleitung. Trauer ist ein natürlicher und heilsamer Prozess als Reaktion auf einen Verlust, sagt sie, ebenso notwendig wie sehr schmerzhaft.

Was brauchen Trauernde und Familien im Besonderen? Was unterstützt Betroffene einer solchen Ausnahmesituation, ihre Gefühle zuzulassen und wo finden sie Raum und Zeit, diese Gefühle mitteilen zu können? Was gilt es in der Begegnung mit trauernden jungen Menschen zu berücksichtigen? Was entgegnet man auf die Frage: was kommt danach und wie kann man neue Lebensperspektiven entwickeln?

Silvia Langthaler und Katrin Biber sind Gäste bei Barbara Zeithammer in Punkt eins und wie immer sind unsere Hörerinnen und Hörer herzlich eingeladen, ihre Fragen zu stellen, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Kostenfrei aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Service

Roter Anker
SeelenSport - ein Bewegungskonzept und Trainingsprogramm für Trauernde]
Katy Bibers Podcast: Trauerwelle

Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern - Neugründung als
VERTRAU! Verein zur Unterstützung für Eltern und Angehörige nach Verlust eines Kindes und für Angehörige um Suizid. Website im Aufbau, Kontakt: kontakt(at)vertrau.at

Opferhilfe Weisser Ring
Trauerbewältigung Adressen und Angebote

Katrin Biber: Larissas Vermächtnis. Der schreckliche Mord an meiner Schwester und mein Weg zurück ins Leben. 2020, Piper Verlag
Katrin Biber: SeelenSport. Bewege deinen Körper und stärke deine Seele - Trauer, Wut und Angst im Training bewältigen. 2021, Piper Verlag

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer