
ORF/KLAUS TITZER
Im Gespräch
Wolfgang Petritsch, Diplomat
"Diplomatie ist das Gegenteil von Disruption!"
Renata Schmidtkunz im Gespräch mit dem Diplomanten Wolfgang Petritsch
13. Juni 2025, 16:05
Historiker, Diplomat, Friedensvermittler - Wolfgang Petritsch zählt zu den profiliertesten außenpolitischen Stimmen Österreichs. Geboren 1947 im kärntnerischen Glainach als Angehöriger der slowenischen Minderheit, prägte ihn früh ein Blick für kulturelle Vielfalt und politische Bruchlinien. Petritsch spricht fließend Deutsch, Slowenisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Englisch und Französisch. Nach einem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Romanistik an der Universität Wien sowie Studienaufenthalten in Paris und den USA trat Petritsch in den diplomatischen Dienst ein. Als enger Mitarbeiter von Bundeskanzler Bruno Kreisky prägte er die internationale Kommunikationsstrategie der Zweiten Republik mit.
In den 1990er-Jahren wurde er österreichischer Botschafter in Belgrad - ein diplomatischer Brennpunkt mitten im zerfallenden Jugoslawien. Im Jahr 1999 übernahm er als EU-Chefverhandler für den Westbalkan eine zentrale Rolle bei den Friedensverhandlungen von Rambouillet zur Lösung des Kosovo-Konflikts. Von 1999 bis 2002 war er Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinschaft für Bosnien und Herzegowina - verantwortlich für die zivile Umsetzung des Dayton-Friedensabkommens. Heute ist Wolfgang Petritsch Präsident der Österreichischen Marshallplan Stiftung sowie des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP) und lehrt an internationalen Universitäten. Als Autor und Kommentator beschäftigt er sich mit geopolitischen Umbrüchen, digitalem Autoritarismus und dem Spannungsfeld europäischer Identität. Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz erzählt Wolfgang Petritsch von seiner Kindheit zwischen den Kulturen, seinen Erfahrungen als Krisenvermittler und darüber, welche Rolle Österreich und Europa in einer sich neu ordnenden Welt einnehmen können.