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Du holde Kunst
Lyrische Windenergie
"Und gibt den Festgewachsenen fliehende Gebärden" - Andrea Eckert liest Gedichte über den Wind.
15. Juni 2025, 08:15
Für Max Dauthendey ist er der ewige Wanderer; ewig und gleichzeitig unbeständig wie die Liebe zeigt er sich bei Eduard Mörike, und Nikolaus Lenau schnappt er grausam das Abschiedswort der Geliebten weg: der Wind - ob als Freiheitsheld oder als wüster Zerstörer, als göttlicher Atem oder als Träger von Nachricht, er weht durch die Dichtung aller Epochen. "Die Stadt fiel lichterschwenkend in meine Hand" heißt es über den nächtlichen Westwind bei Heinz Piontek, "sein Schrei mich vorwärts trägt fünfundzwanzig Windsbräute in der Sekunde" über den Rückenwind bei Sarah Kirsch, und bei Christine Lavant wacht "hinter dem Rücken des Hirns am Zusammenkunftsort aller Aufmerksamkeiten" der Föhn. Gedichte über die bewegte Luft - von den Genannten sowie von Helga M. Novak, Johannes Bobrowski und Stefan Zweig.
Service
In dieser Sendung werden folgende Gedichte vorgestellt:
Max Dauthendey: "Der ewige Wanderer, der Wind"
Helga M.Novak: "was für ein Wind"
Heinz Piontek: "Windnacht"
Eduard Mörike: "Lied vom Winde"
Sarah Kirsch: "Rückenwind"
Nikolaus Lenau: "An den Wind"
Johannes Bobrowski: "Wind"
Christine Lavant: "Föhn erschüttert mein Augenlicht ."
Stefan Zweig: "Verstummter Wind"
Aus:
Max Dauthendey: Der ewige Wanderer, der Wind
Helga M. Novak: Deutsche Naturlyrik, Reclam, S. 412; aus: Helga M. Novak, Margarete mit dem Schrank. Gedichte, Rotbuch, Berlin 1978
Heinz Piontek: Gesammelte Gedichte, Hoffmann und Campe, Hamburg 1975
Sarah Kirsch: Gedichte 1, dtv, S. 172
Johannes Bobrowski: Die Gedichte, dva, S. 221
Christine Lavant: Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, Wallstein Verlag, Göttingen 2015