Supernova
Wiener Festwochen: Musik von Komponistinnen (1)
Akademie Zweite Moderne: Geschichten von Identität, Krieg und Freiheit bei den Wiener Festwochen
15. Juni 2025, 19:45
Die Akademie Zweite Moderne, veranstaltet von den Wiener Festwochen, geht in die zweite Runde mit Musik voller "stories that matter". Idee ist es, dass Komponistinnen (Frauen und / oder trans-, inter-, nicht-binäre Personen) sich selbst und ihre Arbeit an zwei Abenden im ORF-Radiokulturhaus vorstellen.
Kuratiert wird die Akademie Zweite Moderne von Jana Beckmann als Abbild unserer heutigen globalisierten Gegenwart. Die Initiative soll internationale Veranstalter dazu bewegen, größtmögliche Diversität in ihren Programmen sicht- und vor allem hörbar zu machen. Deshalb ist dem Programm auch ein diskursives Format mit internationaler Beteiligung angeschlossen. An zwei Konzertabenden spielt das Klangforum Wien unter der Leitung der Dirigentin Irene Delgado-Jiménez.
Passend zum ausgerufenen Thema sind die künstlerischen Zugänge der Werke bestechend individuell: Am ersten Abend erzählen die Kompositionen Geschichten von Identität, Krieg und Freiheit. Die Zugänge sind immer sehr persönlich, wie etwa jener der Komponistin, Klangkünstlerin und künstlerischen Forscherin Nyokabi Kariuki. Sie will mit ihrer Musik dazu beitragen, die afrikanische, im Speziellen die kenianische Kultur zu erhalten, und versucht mit ihrem autobiografischen Stück "A Walk Through My Cucu's Farm" die akustischen Eindrücke der Farm ihrer Großmutter vor dem Vergessen zu bewahren: "Wir gingen über die Farm - genau wie immer, wenn wir zu Besuch sind - aber diesmal fiel es mir auf, dass ich mehr Acht gab: dem Boden, unseren Sprachen Kiswahili und Kikuyu, den Bäumen und Früchten. Es fühlte sich an, als würden die Dinge um uns herum mir leise etwas beibringen."
Mit originalem, dokumentarischen Audiomaterial arbeitet die armenisch-amerikanische Komponistin Mary Kouyoumdjian. Für "Bombs of Beirut" schuf sie ein Denkmal für die Stadt im Libanon, wohin ihre Familie vor dem armenischen Genozid fliehen musste. Mit Aufnahmen von Bombeneinschlägen und Gewehrsalven, die zwischen 1976 und 1978 vom Balkon einer Wohnung in Beirut gemacht worden waren, skizzierte sie ein akustisches Bild der Stadt im Nahen Osten, brutal und ungeschönt.
Niloufar Nourbakhsh komponierte die Oper "We the Innumerable". Darin erzählt sie die Geschichte einer Iranerin, für die Wahrheit und Freiheit das höchste Maß sind, selbst unter Todesgefahr und unter Androhung von Gewalt. Auch dieser Plot beruht auf wahren historischen Ereignissen, der iranweiten Protestbewegung, die 2009 in Teheran nach den Präsidentschaftswahlen ausgebrochen war. Unzählige Menschen wurden festgenommen, viele davon ermordet. Die junge Komponistin lebt in den USA, wo sie die Iranian Female Composers Association gegründet hat, und sich als deren Leiterin für Chancengleichheit einsetzt.
Eine Wiedergabe des Konzerts vom Sonntag, 8. Juni 2025 aus dem ORF-Radiokulturhaus.
Der zweite Abend vom Montag, 9. Juni 2025, wird am Sonntag, 22. Juni 2025 um 19:45 Uhr in "Supernova" gesendet.
Service
Wiener Festwochen - Akademie Zweite Moderne
Sendereihe
Gestaltung
- Marie-Therese Rudolph
- Marlene Schnedl
Übersicht
- Festspielsender Ö1