Ausgewählt
Richard Genée - Zum 130. Todestag
Im Schatten von Johann Strauss
17. Juni 2025, 10:05
Die zeitgenössische Karikatur mag in Erinnerung sein: nebeneinander Porträts von Johann Strauss und seinem treuen Librettisten mit der trockenen Bildunterschrift "Genie - Genée". Doch war der 1823 in Danzig geborene und am 15. Juni 1895 in Baden bei Wien verstorbene Richard Genée weit mehr als nur ein untergeordneter Handlanger des Walzerkönigs. Als mit allen Wassern gewaschener Theaterpraktiker kam Genée (nach den beruflichen Stationen Reval, Riga, Köln, Düsseldorf, Aachen, Mainz, Prag, Schwerin und Amsterdam) 1868 in Wien an, wo er ein Jahrzehnt Kapellmeister des Theaters an der Wien blieb.
Es ist bekannt, dass gerade "Die Fledermaus" Genée nicht nur das zeitlos wirksame Libretto, sondern auch viel musikalische Detailarbeit verdankt (namentlich die große Auftrittsszene des Gefängnisdirektors Frank stammt aus seiner Feder), die der vielbeschäftigte und in der Vokalmusik unerfahrene Strauss nicht zu leisten imstande war. Noch ein halbes Dutzend weiterer Strauss-Operetten erfreute sich Genées Mitarbeit (der auch den Text zum "Frühlingsstimmenwalzer" verfasste). Gemeinsam mit seinem Kompagnon F. Zell (alias Camillo Walzel) wurde er zu einem der bedeutendsten Textlieferanten der goldenen Operettenära. So konnten auch Franz von Suppè (u. a. bei "Fatinitza" und "Boccaccio") und Karl Millöcker (u. a. bei "Der Bettelstudent" und "Gasparone") auf den versierten Komponisten und Schriftsteller Richard Genée zählen.
Die Liste seiner in Tonaufnahmen konservierten Kompositionen ist relativ schmal, zeugt aber von einem gediegen-geschickten Musiker: Ausschnitte aus den Genée-Operetten "Der Seekadett" (1876) und "Nanon, die Wirtin vom Goldenen Lamm" (1877) werden zu hören sein, weiters seine vergnügliche Opernparodie "Insalata italiana" ("Italiänischer Salat"), die er 1861 dem Wiener Männergesang-Verein widmete.
Sendereihe
Gestaltung
- Christoph Wagner-Trenkwitz